Unterm Strich

Erleichterung bei Beuys-Kennern wie du und ich: Die Welle der Fälschungen ist abgeklungen. Noch vor fünf Jahren habe es eine „geradezu beängstigende Menge“ von angeblichen Arbeiten und „zweifelhaften Sachen“ aus dem Werk des 1986 gestorbenen Künstlers gegeben. Ursache dafür, so der Beuys-Jugendfreund Hans van der Grinten, Direktor des im Aufbau befindlichen Museums Moyland in Kleve und Besitzer einer umfangreichen Sammlung, sei der Preisverfall im Kunsthandel, der bei Beuys jedoch nur die „nicht wesentlichen Werke“ betreffe. Mit dem Problem der Echtheit der 1991 plötzlich aufgetauchten „Wiener Werke“ wird sich auch ein „Joseph-Beuys- Symposion“ befassen, das vom 29. September bis 3. Oktober in Kranenburg bei Kleve stattfindet. Auf dem Tagungsprogramm stehen mehr als 50 Vorträge und Diskussionen zu allen Werkaspekten von Joseph Beuys. Während des Symposions wird außerdem eine Ausstellung bisher unbekannter Fotografien gezeigt.

Der polnische Schriftsteller Andrzej Szczypiorski ist zum Mitglied des deutschen Ordens Pour le mérite gewählt worden. Diese höchste deutsche Auszeichnung wird an in- und ausländische Personen verliehen, die sich – der Name sagt's – höchste Verdienste erworben haben. Die Wahl erfolgte bei einer Sitzung des Ordenskapitels in Wiesbaden, die gestern zu Ende ging. Wußten Sie übrigens, daß es bei BürgerInnen der Hansestädte, also bei den Bremern, Lübeckern und Hamburgern, nach wie vor als äußerst undezent gilt, irgendwelche staatlichen Orden anzunehmen? Was sich, wie Sie sich denken können, einer alten monarchistischen Marotte verdankt, die in den vorrepublikanischen Bürgeroligarchien dortselbst gern gepflegt wurde.

Bestürzend: Jeder dritte Deutsche liest weder Sachbücher noch Romane. Das ermittelte eine repräsentative Umfrage des Emnid-Instituts. Noch bestürzender: Zweidrittel aller BundesbürgerInnen greifen außerdem nie zu einem Krimi. Aber die Freude am Kriminalroman wächst offenbar mit dem Bildungsabschluß: 29 Prozent der Befragten mit Volksschulabschluß, aber 49 Prozent der Deutschen mit Abitur oder Hochschulabschluß gönnen sich die Lektüre mit Nervenkitzel. Beruhigend: Unter den lesenden Deutschen ermittelte Emnid kaum Unterschiede in Gewohnheiten und Vorlieben

zwischen Frauen und Männern oder den Anhängern der Volksparteien CDU und SPD. Nicht weiter überraschend: Als besonders lesefaul entpuppten sich die Anhänger der rechtsextremen Republikaner: 56 Prozent lesen keine Sachbücher, 68 Prozent keine Romane und 86 Prozent keine Krimis. WählerInnen der PDS verschlingen dagegen mehr Romane und Krimis als die AnhängerInnen aller anderen Parteien. Ergo: Woraus man nur (s.o.) schließen kann, daß Republikaner eindeutig dümmer sind als PDSler.

Zum Abschluß eine Pressemitteilung von Deutschlands einzigem Minnesänger Nikolai de Treskow, der am 1. Oktober von Burg Ranis (Thüringen) nach Burg Ziesar (Brandenburg) umzieht. „Auch Ende des 20. Jahrhunderts ist Minnesang eine sichere Bank, um die Liebe einer Frau zu erobern. Nikolai de Treskow ist es gelungen, nach mehreren Jahren tristem Minnesängerdasein (als Diener der Verliebten), nun endlich seine eigene große Liebe zu finden. Für die 19jährige Berlinerin gibt er seinen bisherigen Wohnsitz auf und zieht nach Brandenburg. Treskow: ,Maria konnte sich einfach nicht von Berlin trennen, und auch ich hatte mich nicht sonderlich – zumal allein – auf meiner alten Burg wohlgefühlt.‘ Nachdem dem Künstler einige Burgen angeboten wurden, entschied er sich spontan für die Burg Ziesar, über die auch schon Karl May geschrieben hat. Dort wurde der 28jährige mit offenen Armen empfangen.“ Minniglich!