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: Stumme Zeugin

Arkadi massakriert Andy, aber es war nur der alte Trick mit der einklappbaren Klinge. Und auch Billy steht schnell wieder auf und zeigt grinsend die Kunstblutbeutel. Bei Stumme Zeugin kann man nie sicher sein, ob man nun endlich einen echten Mord gesehen hat oder wieder nur Ketchup verspritzt wurde. Dieser Wechsel zwischen Illusion und Wirklichkeit funktioniert durch einen simplen Kniff: Die neue Produktion von Anthony Waller zeigt ein amerikanisches Filmteam in Moskau bei den Dreharbeiten zu einem Thriller. Requisiten wie Kunstblut und Trickmesser verwischen die Grenze zwischen Filmrealität und Film-im-Film-Illusion. Daraus bezieht Stumme Zeugin seine Spannung.

Gemeinerweise beginnt der Film gleich mit einem Illusionsmord, aber ein paar Szenen später wird's dann ernst: Nachts wird in dem Moskauer Filmstudio ein Porno gedreht. Ein maskierter Brutalotyp vergnügt sich eine Weile vor der Kamera mit einer abgetakelten Prostituierten, bis er plötzlich ein Schlachtermesser zückt und die Frau brutal absticht – in echt. Die stumme amerikanische Maskenbildnerin Billy (Marina Sudina) hat dies zufällig mitangesehen und so geschieht das, was Hollywoods Standard-Drehbuch vorschreibt. Wilde Verfolgungsjagden, Turnereien in Fahrstuhlschächten und Versteckspiel in dunklen Räumen. Schließlich tauchen auch noch die Russen-Mafia und ein ominöser Undercover-Agent auf. Leider sind das nicht die einzigen Klischees des Films: Die Amerikaner sind edel, die Russen fies. Fast alle Darsteller bleiben holzschnittartig. Aber Spannung entsteht im Bauch, nicht im Kopf, und wenn man abschaltet, kann man sich schön gruseln.Oliver Fischer