„Wir sind Urchristen“

■ Sekten-Broschüre der Bremischen Evangelischen Kirchen über „Universelles Leben“

„Wir sind Urchristen, weil wir der Lehre des Jesus von Nazarteth nachfolgen ohne Priester, Dogmen, Zeremonien und Riten, weil unser Leben auf die zehn Gebote und die Bergpredigt aufbaut“, so ist der Anspruch der Religionsgemeinschaft „Universelles Leben“ (UL). Der Sektenbeauftragte der Bremer Evangelischen Kirche hat eine seiner Broschüren über diesen „destruktiven Kult“ zusammengestellt, die für 1 Mark zu haben ist.Provozierendes hat er in den Schriften von UL gefunden: „Gott ist aus der Kirche ausgetreten“, wird da plakatiert.

Was da aber in der Broschüre des Sektenbeauftragten angesprochen wird, sind Erscheinungsformen, wie sie in der christlichen Tradition selbstverständlich sind: „Endzeitlichkeit“ würde weniger als theologischer Begriff benutzt, sondern zum „politisches Programm“ erhoben, kritisiert die Kirchenbroschüre. Die Religionsgemeinschaft kassiere ihre Mitglieder ordentlich ab, „jeder soll den Zehnten einbringen“. In der Tat sind das urchristlicher Gedanken. Ehrenamtliche Arbeit werde verlangt, „Gut“ und „Böse“ würden scharf selektiert, es komme zu „eigentümlichen Vermischungen von Heilsanspruch und Heilsgarantie“. Die Geschichten von „Heilung durch den Geist ohne Medikamente“ grenzten „unseres Erachtens an Scharlatanerie“, schreibt Sektenbeauftragter Helmut Langel. Gemeint sind nicht Reliquien-Kulte und die Heilungs-Geschichten der Bibel, wo Jesus u.a. Blinden angeblich das Augenlicht wiedergab. „Beweis“ für die These von der Scharlatanerie ist ein UL-Zitat: „Es wäre eine Torheit, nur zum Arzt zu gehen, um sich dann über die betreffenden Körperteile Sorgen zu machen.“

Mehr scheint der Religionsgemeinschaft nicht vorzuwerfen zu sein. „Naturheilkunde und anerkannte Schulmedizin“ werde in den Kliniken von UL praktiziert, versichert deren Sprecher Rechtsanwalt Sailer, „da wird nicht durch Handauflegen geheilt“. Keinen Anlaß für Beanstandungen hat auch die Bayerische Staatsregierung kürzlich gefunden, als sie in einem Bericht den von den Sektenbeauftragten erhobenen Vorwürfen nachgegangen ist; nicht einmal die staatliche Schulaufsicht hat bisher an der Schule der UL etwas zu monieren gehabt. „Das Infame ist, daß man uns was anhängt, ohne konkrete Fakten zu nennen, so daß es uns nicht möglich ist, den Gegenbeweis zu führen“, sagt UL-Vertreter Sailer.

Aufgrund der „verhängnisvollen Vergangenheit“ der christlichen Kirchen und der „Verfolgung Andersreligiöser“ „würde es der Kirche gut zu Gesicht stehen, tolerant zu sein“, hatte Sektenbeauftragter Langel bei der Vorstellung der Broschüre gesagt. Für UL gelte dies aber nicht, weil die ein „destruktiver Kult“ sei. K.W.