Heulende Hallen

■ MIB-Improvisationen: Neun norddeutsche ImprovisatorInnen

Unter dem rätselhaften Projektnamen „Luna 7 meldet sich...nicht“ haben sich improvisierende MusikerInnen aus Bremen, Hamburg, Hannover und Münster zusammengefunden, um in einem kontinuierlicheren Prozeß Konzeptimprovisationen zu entwickeln. Am Dienstagabend stellten sie das Ergebnis dieses Arbeitsprozeßes vor. In den Improvisationen der neun MusikerInnen dominierte Geräuschhaftes, das die ganze Palette vom Schnarren übers Quietschen bis zum Schnaufen zu collagenartigen Sounds verdichtete. Melodische Linien entstanden nur selten. Dramatik und Spannung entwickelten sich vor allem durch an- und abschwellender Lautstärke und durch wechselnde Kombinationen des Zusammenspiels. Immer wieder schälten sich aus den übereinandergeschichteten Klangebenen der Tutti-Passagen kleinere Konstellationen heraus, die unterschiedliche Stimmungen schufen. Das klang dann manchmal wie ein Herbstwind, der durch eine alte Industrieruine pfeift, durch verlassene Hallen heult, sich in kaputten Schornsteinen oder rostigen Stahlkonstruktionen fängt. Ein andermal wie der Soundtrack zu einer Verfolgungsjagd durch endlose Kellergewölbe voller Heizungsrohre. Kurz blitzten Assoziationen an die frühen Kraftwerk auf, als Claudius Molter auf der Querflöte härter angeblasene Töne hören ließ, während Georgia Hoppe auf der präparierten Gitarre rhythmische Computersounds fabrizierte. Das Konzept von Luna 7 ist nicht auf solistische Hervorhebungen angelegt, sondern auf Ensembleklang, nur kurz hebt sich manchmal eine Einzelstimme heraus. Dem Spiel der MusikerInnen war anzumerken, daß hier keine ad hoc Formation spontan miteinander kommunizierte, sondern ein längerer Prozeß des Kennenlernens vorausgegangen war. Unaufgeregt entwickelten sich die verschiedenen Konstellationen des Zusammenspiels, spontanes und vorausahnendes Antworten bildeten ein ausgeglichenes Miteinander. Den Musikerinnen und ihrer spannenden Musik wäre ein etwas zahlreicheres Publikum zu wünschen gewesen.

Arnaud