Tabla-Weisheiten jenseits der Currywurst

■ „Indien verstehen“, ein KITO-Festival, will Bremen ins Sari-Fieber stürzen/ 35 Veranstaltungen von Webkunst über Karikaturen bis zu erlesener Percussion

Wem beim Stichwort „Indien“ nur Ravi Shankar oder der Curry auf der Bratwurst einfällt, dem sollen nun Augen und Ohren geöffnet werden. „Indien verstehen“, fordert das Kulturzentrum „KITO“ und läßt unter diesem Titel ab Sonntag ein Kulturfestival durch die Stadt rummeln. 35 Veranstaltungen – Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und Filme – sollen den BremerInnen ausgiebig Gelegenheit geben, ihr Indienbild zu differenzieren – das ist jedenfalls die Absicht der VeranstalterInnen.

Alte und neue Künste stehen also nebeneinander im dicken Programmheft. Eine Sari-Ausstellung im Vegesacker KITO wird ab 3. Oktober der traditionellen indischen Webkunst huldigen. 50 Exemplare der bunten Gewänder läßt man eigens aus Museumsbeständen aus Neu Delhi einfliegen; zwei Meisterweberwerden ihr Handwerk praktisch vorexerzieren.

Am anderen Pol des Programms wartet z.B. Trilok Gurtu, der indische Musizierkunst stark mit westlichen Einflüssen verwebt. Für KITO-Geschäftsführer Claus Hößelbarth ist er „der europäischste indische Musiker“ des Festivals. Die Wertschätzung des Westens ist Gurtu jedenfalls gewiß: Im „Downbeat“, dem vornehmsten US-Jazzmagazin, rangiert er seit Jahren an erster Stelle in der Rubrik „Percussionisten“. Am Sonntag wird er zusammen mit dem Tabla-Altmeister Kamlesh Maitra das Festival eröffnen, mit einem Konzert in der Kunsthalle.

Überhaupt nehmen die MacherInnen für sich in Anspruch, von allem nur das Beste zu bieten. Der bekannteste Karikaturist Indiens kommt nach Vegesack, die beste Tänzerin, die weisesten Sitarspieler. Dafür sind Hößelbarth und KITO-Kollegin Katharina Poggendorf mehrfach selbst nach Indien gereist; hilfreich habe aber auch die Vermittlungsarbeit des ICCR gewirkt (Indian Council of Cultural Relation), das Gegenstück des deutschen Goethe-Instituts.

Nun hofft man, auch die übrigen BremerInnen für die indische Kultur zu begeistern. Und nicht nur die. Selbst aus Bayern habe man Anfragen bekommen, was es denn Indisches im KITO zu sehen gebe – die 10.000 Programmhefte sind schon weg, der Nachdruck läuft. Und zwar fast umsonst. Denn die Druckerei „Berlin Druck“ gehört zu den Sponsoren des Festivals; „wir zahlen fast nur das Papier“, sagt Hößelbarth. Insgesamt trieb das KITO ein Drittel des 300.000-Mark-Budgets bei privaten UnterstützerInnen auf; ein Drittel bringt das KITO selbst auf; den Rest zahlt der Bremer Wirtschaftssenator. Wenn sich das Festival auszahlt, will das KITO in den nächsten Jahren weitere Kulturen einladen: Hößelbarth hat China schon im Blick, im Jahr 2000 könnte die GUS zu Gast sein. tw

„Indien verstehen“ vom 1. – 29.10. v.a. im KITO in Vegesack, Alte Hafenstr. 30. Eröffnungskonzert am 1.10., 19 Uhr, in der Kunsthalle. Weitere Informationen beim KITO, 04 21/ 66 66 60