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FDP: „Jetzt erst recht“

■ Aber: Wie der „Neuanfang“ aussehen soll, wissen die Liberalen nicht

„Wo steckt eigentlich die FDP?“ fragte ein tazler kürzlich auf der Redaktionskonferenz. „Die ist doch umgezogen“, vermutete eine Kollegin. „Nein, nicht umgezogen“, kam es aus einer anderen Ecke, „der Landesverband wohnt doch immer noch an der Elsasser Straße.“ Stimmt. Wir haben uns vergewissert - und nachgeschaut. Zunächst im aktuellen Telefonbuch 1995/96, Seite 224: „Elsasser Straße 6“, kann man da unter den drei dicken Buchstaben lesen. Huch, aber was steht denn da? „Bürgerschaftsfraktion" plus Nummer und „Abgeordnetenbüros“ und Nummer. Aber die kann es doch gar nicht mehr geben. Stimmt. „Kein Anschluß unter dieser Nummer“, hieß es dann auch von der anderen Seite der Leitung.

Also weiter, in die Elsasser Straße 6. Nettes Bürgerhaus, blaue Eingangstür. „F.D.P. und Bürgerschaftfraktion“ steht noch klein auf der Klingel und groß - gelb auf schwarz - im Eingangsbereich. Haben die FDPler noch nicht realisiert, daß sie rausgeflogen sind?

Doch sie haben. Denn dort, wo vorher die Bürgerschaftsfraktion saß, in der 2. Etage, da wird demnächst ein Steuerberater seine Praxis eröffnen. Drei Räume bewohnt der Landesverband im Erdgeschoß, ein Kellerraum beherbergt Akten.

War das Büro der FDP vor der Bürgerschaftswahl „fast permanent besetzt“, wie uns die Sekretärin Hannelore Busch bestätigt, ist es jetzt nur noch morgens in der Zeit von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

Sichtbare Veränderungen. Aber was soll hinter den Kulissen passieren? Wie sieht die FDP ihre neue Situation, auch nach dem niederschmetternden Ergebnis nach der Bremerhavener Wahl. „Die war für uns die zweite Enttäuschung“, sagt der Landesvorsitzender Peter Braun. „Aber es war für uns keine Überraschung, weil die Mai-Niederlage noch nicht verkraftet war.“

Braun nennt es vorsichtig eine „gewisse Zuversicht“, die er im Vorstand festgestellt habe, Merve Pagenhardt, zuständig für die FDP-Öffentlichkeitsarbeit, eine „jetzt-erst-recht-Stimmung“, unter den Mitgliedern. Wie stellt sie sich die zukünftige Arbeit vor. „Wir haben unsere Quittung bekommen. Wir müssen jetzt wieder eine Politik mit Herz und Verstand machen. Mehr mit Selbstkritik uns prüfen.“ Die Mitgliederzahl in Bremen und Bremerhaven stagniere bei ungefähr 600, „Gott-sei-Dank“, betont Pagenhardt.

Für Braun steht fest: „Die Partei bewegt sich. Die Bereitschaft zum Existenzkampf ist vorhanden.“ Die Parteifreunde hätten wirklich gemerkt, daß es ums Überleben gehe. Ein Zeichen, daß die Partei auch von jungen Leuten angenommen werde, sei die Verjüngung des geschäftsführenden Vorstandes. Eine neugegründete parlamentarischen Arbeitsmeinschaft soll die Tagespolitik begleiten. „Der Neuanfang muß jetzt erst einmal erarbeitet werden“, sagt Pagenhardt. hau

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