■ Linsen Soufflé
: Die Angst der Sternchen vor dem Testpublikum

Testvorführungen sind für jeden Schauspieler eine kitzlige Angelegenheit – und für jeden Nichtschauspieler erst recht. So endete der Leinwandausflug der weltberühmten Kleiderständerin Cindy Crawford zunächst einmal in einem Fiasko. Das Testpublikum von „Fair Game“ äußerte lautstark seinen Unmut über die darstellerischen Qualitäten des Models. Jetzt wird heftigst nachgedreht. Schlimmer noch erging es Sharon Stone. Als man ihren neuen Film „Last Dance“ testete, lachten die ausgewählten Zuschauer permanent an den falschen Stellen, und als die Stone schließlich sterben mußte, setzte rauschender Beifall ein. Ob da noch Nachdrehs helfen? Zittern wird wahrscheinlich auch Megastar Tom Hanks. Der befindet sich zwar, was seine Schauspielerei angeht, auf der Überholspur, doch jetzt wechselt er das Fach. Sein Regiedebüt wird „The Wonders“ heißen. Hanks erzählt die Geschichte einer Kleinstadt- Rockband, die es im Sommer 1964 immerhin zu einem Auftritt in Hollywood bringt. Die Hauptrollen werden Liv Tyler und Ethan Randall übernehmen, Hanks selbst wird nur in einer kleinen Nebenrolle (er spielt den Agenten einer Plattenfirma) zu sehen sein. Hört sich ganz nett an, mal abwarten, was das Testpublikum sagt.

Ja und dann sind wir natürlich gespannt, was die argentinischen Zuschauer zu Alan Parkers „Evita“ sagen werden. Die echte Evita erlag bekanntlich 33jährig einem Krebsleiden und gilt noch immer als Schutzheilige der Armen. Die falsche Evita ist eine Popsängerin und heißt Madonna. Ihren Ehemann, General Juan Perón, wird Antonio Banderas spielen. Der ist zwar noch ein bißchen jung, aber gerade schwer angesagt, nach dem Tod von Raúl Julia, der schon fest gebucht war, bekam Banderas den Job. Als Regisseur war übrigens zunächst Oliver Stone vorgesehen. Doch der fiel bei Präsident Carlos Menem, der sich selbst als politischer Erbe Peróns sieht, in Ungnade. Als Menem Stone kennenlernte, verweigerte er ihm prompt jegliche Unterstützung. Parker jedoch fand vor den Augen des Präsidenten Gefallen und erhielt die Erlaubnis, in Argentinien zu drehen. Jetzt kann nur noch das Testpublikum helfen.

Ob es uns aber jemals von den Deppen-Filmen erlösen wird, muß stark angezweifelt werden. John Landis' Idioten-Streich „The Stupids“, ein Filmchen über die dümmste Familie Amerikas, soll bei der ersten Sichtung sehr gut angekommen sein. Kann man nichts machen. Nur gut, daß Hollywood auch immer wieder über sich selber lachen kann. Deshalb geht auch eine „Pulp Fiction“-Parodie völlig in Ordnung. Für das Projekt werden gerade die Startlöcher gegraben. Der Film wird „Plump Fiction“ heißen, und es geht um die beiden Kammerjäger Jules und Jimmy, die auf die Freundin ihres Chefs aufpassen sollen. Diese ist ein zwanghafter Vielfraß und darf auf keinen Fall in die Nähe irgendwelcher Nahrung kommen.

Eine echte Lachnummer könnte auch der allerneueste Jean-Claude Van Damme-Schinken werden. Das Actionding nennt sich „Abominable“ und geht so: Jean-Claude ist Chef einer UN-Sondereinheit, die das Verschwinden von Arbeitern des Roten Kreuzes im Himalaya aufklären soll. Dort stoßen sie auf den sagenumwobenen Schneemenschen. Hört sich irgendwie nach „Congo“ im ewigen Eis an. Wenn wir Glück haben, erkennt das Publikum die Fehlbesetzung. Dann gibt's Nachdrehs, und Van Damme darf doch den Yeti spielen. Karl Wegmann