■ Urdrüs wahre Kolumne
: Immer die Arschkarte

Während etliche der fröhlichen Punks von den sommerlichen Chaostagen in Hannover wieder die Kurve ins heimische IKEA-Jugendzimmer gekratzt und der weißen Ratte ein sentimentales Plätzchen im Terrarium eingeräumt haben, müssen andere auf dem ArmeSünder-Bänklein hocken und dürfen sich als Opferlämmer der hannoverschen Law&Order fühlen.

Traf es zunächst den Gast aus der britischen Steinschleuder-Army mit einem halben Jahr auf Bewährung noch recht jugendpflegerisch-bedächtig, so wurde jetzt für das nämliche Delikt ein eigens zu diesem etwas anderen Jugendfestival angereisten Jungmann aus Bayern auf ein ganzes Jahr in den Kerker geworfen. Der Typ, der im Leben schon immer die Arschkarte zog: Arbeits- und obdachlos, vorbestraft wegen Schwarzfahrerei und Dosenbier-Raub und natürlich ohne günstige Sozialprognose. So sonderlich populär ist das ja derzeit nicht, sowas Klassenkampf von oben zu nennen: Wo also bleibt die offizielle Sprachregelung? Und wo die Nierensteine der Empörung, die da von den bedrückten Seelen auf den Turm der Herrschaft plumpsen?

Da war doch mal so ein linker Anwalt. Terroristenverteidiger gar und aus der SPD gekickt, weil seine Cordjacke so ganz unvertraut nach Barrikadenluft schmeckte. Und Schröder hieß dieser Gerhard, und Ministerpräsident ist er jetzt und will viele viele Eurofighter in die Lüfte schicken, um die paar hundert Arbeitsplätze zu erhalten, deren zeitweilige Inhaber nebst Kind und Kegel seinem treuen Landtagsabgeordenten zur Belohnung dafür die Stimme geben sollen. Unschuldig natürlich sind die allemal, wenn die Flieger ihre tödliche Fracht regnen lassen und deshalb soll auch gar niemand auf die Idee kommen, den emsigen Schlossern und ihrem großen Lobbyisten mit Unkraut-Ex den Vorgarten zu verhunzen. Sie waschen ihre Hände in unschuldigem Dosenbier, Prost-Prost-Prostata!

Apropos Schröder. Der Kerl ist an diesem Wochenende Schirmherr der Internationalen Hundeausstellung auf dem Messegelände der Landeshauptstadt, die doch tatsächliche unter dem Motto steht: „Hannover bellt!“ Zu gewinnen sind laut Ausschreibung “Anwartschaften auf die Titel Deutscher Champion und internationaler Schönheitschampion“. Wenn das der Scharping wüsste – glatt würde er sich Schwanz und Ohren kupieren und eine rosa Schleife einarbeiten lassen. Voraussetzung zur Teilnahme ist lediglich der Nachweis einer Tollwutimpfung!

Wie der gestrigen TAZ zu entnehmen war, wird in den Räumen der früheren FDP-Bürgerschaftsfraktion künftig ein Steuerberater domizilieren. Das nennen wir Kontinuität: „Der Kampf geht weiter!“

In einer bundesweiten Wanderausstellung zeigt der ADAC derzeit die Ergebnisse eines Plakat-Wettbewerbs seiner altöltrunkenden Mitgliederzeitschrift „Motorwelt“ unter dem Motto „Der Wald ist kein Müllplatz“. Und immer noch ist der Blitz nicht eingeschlagen in den Führungsbunkern dieser hochtourigen Straßenrüpel-Vereinigung und immer noch wirft diese Frage auf, wo denn der gerechte Gott diese seine unsere Zeit verdämmert und verpennt. Wer mag sich da noch über die Krise des Glaubens wundern?

Alle Zeichen auf Schwarz-Grün in Bremerhaven. Da freut sich der Haifisch im künftigen Ocean-Park: Jeden Tag Makrelen aus delphinfreiem Fang. Überholung von Kriegsschiffen nur mit biologisch abbaubaren Rostschutzmitteln und Familienkarten für den Zoo am Meer künftig auch für schwul-lesbische PartnerInnenschaften. Nur zu!

Ulrich Reineking etc.