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Lob der Spelunkenherrlichkeit

„Alle rennen zur ,Sail' nach Bremerhaven wie verrückt, um die alten Großsegler zu bestaunen“, so geht die Klage – aber wer sieht eigentlich noch die Schönheit der heimischen Hafenanlagen? Wer preist das Wunder der rostigen Kräne, die Anmut der Kähne und die Melancholie der doppelt genähten Festmacherseile für unterbodig und seitenwandig motorisierte Hafenschlepper? Eben – kaum wer. Um das zu ändern, haben sich zwei Künstler der GaDeWe zusammengerauft: Rolf Weber und Michael Wendt singen in ihrem soeben erschienenen Buch „50 x Hafen“ das Loblied der Hafenromantik. In Bild- und Dichtkunst wird da die Spelunkenherrlichkeit vergangener Tage heraufbeschworen: Wie Hans Albers mal nach Walle kam; wie es beim Einschaufeln von Fischmehl immer so schön grallig roch in der Nachbarschaft; wie es in der Schänke „Zum zermalmten Holzbein“ so rauh und herzlich zuging. Wendts Fotos über den Hafen hier & heute wirken da als ernüchterndes Gegengewicht zu Webers ausufernden Seeräuberpistolen. Aber insgesamt schwappt das Werk doch eher in Richtung romantischer Schwärmerei, und wie fehlt uns sowas doch heutzutage , in den Bremer Häfen und umzu. Wer auch ins Schwärmen kommen will, kann heute abend alles aus dem Munde der Autoren hören: Um 20 Uhr wird das Buch – Nummer 4 der GaDeWe-Edition – ebendort vorgestellt (Reuterstr. 9-17). Und wer das gute Stück erwerben will, sollte dort auch gleich zugreifen. Nur Stücker 30 wurden produziert, alles in Handarbeit natürlich, und zwar stilecht in ausgediente Hafenkontorsordner eingebunden samt mit Vorsatzblatt aus Kaffeesack.

tw/Foto: M. Wendt

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