„Ein bißchen vertan“

■ Schwer verkalkuliert: Das erhoffte Sponsorengeld für die Deutsche Kammerphilharmonie bleibt weit hinter den Erwartungen zurück

Wenn die Kammerphilharmonie spielt, dann schwärmt die Kritik, dann strömt das Publikum alt und jung – allein die Sponsoren machen sich rar. Und zwar derart, daß es nun ein 350.000 Mark tiefes Loch in die Kasse des jungdynamischen Unternehmens reißt. Das bringe ihn zwar nicht in akute Zahlungsschwierigkeiten, erklärte Geschäftsführer Hannes Nimpuno gestern auf Anfrage. Zumal er sicher ist, daß die Stadt als Hauptförderer nochmal in die Bresche springt; die Ressorts Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft pokern derzeit darum, wer letzten Endes den Batzen aus seinem Nachtragshaushalt zahlt. Ungewiß ist allerdings, wie das Klasseorchester künftig zu finanzieren ist. Denn die Hoffnung, jährlich 450.000 Mark bei heimischen Sponsoren lockermachen zu können, hat sich bislang in keinem Geschäftsjahr erfüllt – Folge: Erheblich höhere Belastungen kommen sowohl auf das Orchester wie auf die Stadt Bremen zu.

Bei einer externen Wirtschaftsprüfung trat das neuerliche Loch zutage. Eine chronische Schwäche, die vor allem auf die Fehlkalkulation zurückzuführen ist, die Stadt und Orchester vor drei Jahren gemeinsam angestellt haben. Damals hatte der Senat das renommierte Orchester aus Frankfurt abgeworben und versprochen, den Zuschußbedarf von jährlich 1,75 Millionen Mark schon zusammenzukratzen: 1,3 Millionen Mark aus den Ressorts Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft; der Rest von kultursinnigen Firmen. „Wir helfen Euch, das zusammenzukriegen“ – das, sagt Nimpuno, habe die Stadt damals versprochen. Doch es kam anders.

Nur ein knappes Drittel des erhofften Sponsorengeldes kam Jahr für Jahr zusammen; Jahr für Jahr beglich die Stadt die Differenz aus dem Nachtragshaushalt. „Ich denke, daß man sich da ein bißchen vertan hat“, sagt die Pressesprecherin des Kulturressorts, Arnhild Moning, zum Thema „Sponsoring“. Daß Bremer Firmen oder sonstige Gönner für kammerorchestrale Musik, und sei sie noch so gut, tatsächlich 450.000 Mark im Jahr spendieren, glaubt inzwischen keines der beteiligten Ressorts mehr.

Nicht, daß es keine Musikbegeisterten unter den Kaffee- und Gewürzhändlern der Hansestadt gäbe. Mit vielen der Firmen, die das Bremer Musikfest unterstützen, sagt Nimpuno, „arbeiten auch wir zusammen“ – die Lürssen-Werft gehört zu den verläßlichen Partnern. Für einzelne Projekte, sagt der Geschäftsführer, fände die Kammerphilharmonie immer wieder Freunde. Nicht so für die langfristige Haushaltssicherung: „Die Grundfinanzierung bezahlt uns kein Sponsor.“

Das müssen nun die Stadt und das Orchester ausbaden. Zwei Millionen Mark, so die neue Rechnung ohne Sponsorenträume, müßte künftig die Stadt aufbringen. Das erscheint Nimpuno nicht zuviel angesichts der Eigenleistungen des Orchesters: 2,5 Millionen Mark spielte man bisher jedes Jahr durch Konzertkarten, Lizenzen und Plattenverkäufe ein; künftig will man gar drei Millionen draus machen. „60 bis 70 Prozent Einspielquote – welches Orchester schafft das schon?“, fragt Nimpuno. Ende 1996 läuft der alte Vertrag zwischen den beteiligten Parteien aus. Danach muß neu verhandelt werden – bzw.: „Jetzt ist die Zeit, das zu entscheiden“, sagt Nimpuno. Auch, wenn sich die Ressorts noch zieren, wenn insbesondere die Kultur auf den drohenden Sparhaushalt verweist. Abwanderungsgerüchte weist Nimpuno jedenfalls weit von sich: „Das ist wirklich Humbug; wir fühlen uns hier sehr heimisch.“ Nach einer raschen, internen Klärung unter den Ressorts sieht es hingegen nicht aus – gestern strich der Wirtschaftsförderungsausschuß das heikle Thema erstmal von der Tagesordnung, weil kein einigender Vorschlag vorlag. tw