: Gründerzeitmuseum bald in Privatbesitz?
■ Verhandlungen über Charlotte von Mahlsdorfs Sammlung weit fortgeschritten
Die Verhandlungen über den Verkauf des Gründerzeitmuseums der Charlotte von Mahlsdorf an private Interessenten sind weit fortgeschritten. „Wir haben 90 bis 95 Prozent der Sachfragen geklärt“, teilte Wolfgang Thieme mit, den Charlotte von Mahlsdorf mit den Verhandlungen beauftragt hat.
Die Sammlung von Möbeln aus der Gründerzeit soll geschlossen erhalten und öffentlich zugänglich bleiben. Thieme wollte sich gestern nicht dazu äußern, ob die Sammlung in Berlin bleiben wird. Es sei auch noch nicht entschieden, ob die Sammlung im Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf oder an einem anderen Ort gezeigt werde. Er wolle aber „die Tür zum Senat nicht zuschlagen“, so Thieme.
Verhandlungen mit Kultursenator Ulrich Roloff-Momin hatten zu keinem Ergebnis geführt. Die Sammlung des Gründerzeitmuseums, die aus mehreren Zimmereinrichtungen und der historischen Kneipeneinrichtung der „Mulackritze“ besteht, sollte aus Lottomitteln angekauft werden. Die Lotto- Stiftung hatte eine Anfrage der Kulturverwaltung jedoch als nicht entscheidungsfähig zurückgewiesen, da keine Angaben zur Finanzierung des weiteren Betriebs vorlagen. Ende August stellte die Kulturverwaltung ihre Anfrage auf Lottogelder zurück. Denn für das Hauptproblem konnte nach wie vor keine Lösung gefunden werden: Niemand weiß, wo die Betriebskosten in Höhe von jährlich 600.000 Mark herkommen sollen.
„Das Land Berlin kann die laufenden Kosten für das Gründerzeitmuseum allein nicht finanzieren“, erklärte der Sprecher der Kulturverwaltung, Ingolf Kern. Die Kulturverwaltung könnte sich auch vorstellen, das Haus dem Bezirk Hellersdorf zu übertragen, der es als Kulturzentrum nutzen könnte. Der Bezirk hat zwar großes Interesse, aber kein Geld. Denkbar sei auch, die Sammlung in eines der Museen der Stiftung Stadtmuseum zu integrieren.
Zu den Vorwürfen der Senatsverwaltung für Kultur, wonach von Mahlsdorf „wesentliche Teile“ der Sammlung bereits veräußert habe, erklärte Thieme: „Die Sammlung ist in ihrem Bestand unverändert.“ Lediglich einige Stücke, die nicht Teil der Sammlung, sondern Privatbesitz der von Mahlsdorf seien, stünden zum Verkauf.
Mit einer privaten Lösung wäre die Kulturverwaltung „nicht glücklich“, erklärte Sprecher Ingolf Kern. Es bestünden erhebliche Zweifel, ob bei einem Verkauf an private Interessenten die Sammlung geschlossen erhalten bleiben könne. Dorothee Winden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen