Stiefmütterlich

■ Wohin wandert der arte-Pfennig?

Als kürzlich die Fernsehzeitschrift TV-Today schrieb, arte werde von ARD und ZDF „wie eine Zitrone ausgequetscht“, dementierte Jörg Rüggeberg, der deutsche Vizepräsident des Senders. Nein – eigentlich schwächte er die Behauptung nur ab. Denn tatsächlich fühlt sich der Sender von seinen deutschen Gesellschaftern stiefmütterlich behandelt. Seit 1992 müssen nämlich die Gebührenzahler der alten Bundesländer 73,5 Pfennig extra für arte zahlen. Seit diesem Jahr nun zahlen auch die ostdeutschen Couchpotatoes die gleiche Rundfunkgebühr. Auch für arte. Doch die Extraeinnahmen bleiben bisher in den Kassen von ARD und ZDF hängen. Begründung: Im Staatsvertrag für die Rundfunkfinanzierung steht nur eine absolute Summe: 210 Millionen jährlich für arte. Die war allerdings nur für die Westländer berechnet. Und die Franzosen zahlen (dort aus dem Regierungssäckel) längst rund 260 Millionen für den Sender.

Der bräuchte vor allem dringend ein eigenes Gebäude in Straßburg. Die 270 MitarbeiterInnen dort sind auf nicht weniger als sieben Standorte verteilt – was die Integration in dem zweisprachigen Sender nicht gerade fördert.

Doch ARD und ZDF haben für die nächste Gebührenperiode wieder nur 210 Millionen pro Jahr für arte eingeplant. Sie verweisen darauf, daß arte derzeit noch nicht alles ihm zustehende Geld abgerufen hat – ein Sparstrumpf aus der Anfangszeit, als der Sender erst allmählich sein Programm erweiterte. Diese Rücklagen werden, so schätzt arte-Vize Rüggeberg, Ende nächsten Jahres rund 120 Millionen betragen und könnten, so wünscht man sich, zusammen mit den nicht verwendeten arte-Pfennigen der Ostbundesländer den mageren Jahresetat aufstocken. Die Franzosen haben ihrerseits für 1996 schon umgerechnet 300 Millionen Mark eingeplant.

Doch sollte es dabei bleiben, daß die nächste Gebührenerhöhung vor allem für die ARD sehr mager ausfällt (1,40 Mark plus vielleicht 50 Pfennig für eine Pensionsrückstellung, 2 Mark für das ZDF), dann dürfte deren Sendern der grobe Sparstrumpf näher sitzen als der noch so schmucke arte-Rock. MR