Weltbank betreibt Schönfärberei in Grün

■ Nur zehn Prozent der Weltbank- kredite gehen in den Umweltschutz

Washington/Berlin (AFP/taz) – Erstmals hat die Weltbank gestern einen Sonderbericht zum Umweltschutz vorgelegt. Darin brüsten sich die Banker, seit dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro vor drei Jahren 5,6 Milliarden Dollar (8,1 Milliarden Mark) für Umweltschutzprojekte zugesagt zu haben. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni zu Ende ging, wurden lediglich Zusagen über 1,1 Milliarden Dollar für 21 Projekte gemacht. Dem steht eine Gesamtsumme von 22,5 Milliarden Dollar Krediten 1994/95 gegenüber. Seit Rio hat die Weltbank weniger als zehn Prozent ihrer Mittel für Umweltschutz ausgegeben.

Mit 61 Prozent ging der Löwenanteil der Kredite an Projekte zur städtischen Entwicklung, etwa zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität. Im ländlichen Bereich stehen Projekte zur Erhaltung der Artenvielfalt sowie von Böden und Wäldern im Mittelpunkt. Dazu gehören ein Umweltprojekt für den austrocknenden Aralsee, ein Frühwarnsystem für Überschwemmungen im chinesischen Jangtse-Tal und die Kontrolle industrieller Verschmutzung in Indien.

Als „Schönfärberei“ bezeichnet Barbara Unmüßig von der Entwicklungsorganisation WEED den Bericht. Nicht nur, daß die Mittel für den Umweltschutz viel zu gering seien. Auch die Art der Projekte zeige die Vorliebe der Bank für nachsorgenden Umweltschutz anstelle von nachhaltiger Entwicklung. „Auf einzelnen Projektinselchen wird Gutes getan“, bemängelt Unmüßig. Doch im Ganzen sei die Weltbankpolitik nicht auf Erhalt von Umwelt und Ressourcen ausgerichtet, am wenigsten im Rahmen der Strukturanpassungsprogramme. Oft genug muß die Weltbank auch Geld ausgeben, bloß um die schlimmsten Umweltauswirkungen ihrer eigenen Programme zu lindern, so zum Beispiel im brasilianischen Amazonasgebiet.

Lobend erwähnt der Weltbankbericht etwa die Nothilfe, die Rußland für die Bekämpfung der Ölpest nahe des Polarkreises erhielt. Verschwiegen wird, daß die Weltbank gleichzeitig Milliarden in den russischen Erdölsektor steckt, zwecks Steigerung der Deviseneinnahmen. Weder Energiesparmöglichkeiten noch die Entwicklung alternativer Energien kommen in dem Weltbankprogramm vor. lieb