Aktion „Blitz“

■ DDR organisierte 700 Entführungen

Berlin (taz) – Rund 700 Menschen sind zwischen 1949 und 1963 vom Westen aus in die DDR verschleppt worden. Die Entführungen fanden im wesentlichen vor dem Mauerbau 1961 und im Auftrag der SED statt.

Das erklärten gestern in Berlin der Publizist Karl Wilhelm Fricke und der Leiter der Abteilung Bildung und Forschung bei der Gauck-Behörde, Klaus-Dietmar Henke. Die Zahlenangabe stütze sich im wesentlichen auf die Auswertung von Stasi-Akten und auf Ermittlungen der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) in Berlin.

Fricke, der 1955 von der Staatssicherheit von Westberlin in die DDR entführt und wegen angeblicher „Boykotthetze“ zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, erklärte, in der Behörde sei eine Dienstanweisung vom November 1954 gefunden worden, mit der die generalstabsmäßige Vorbereitung einer ganzen Reihe von Entführungen belegt werden könne. Die Aktion habe den Decknamen „Blitz“ getragen.

Karl Wilhelm Fricke geht auch davon aus, daß es sich bei der spektakulären „Flucht“ des ersten Leiters der Kölner Verfassungsschutzbehörde, Otto John, im Jahre 1954 in die DDR ebenfalls um eine Entführung gehandelt habe. Wolfgang Gast