Proteste in Japan gegen US-Basis

■ Nach Vergewaltigung einer Zwölfjährigen auf Okinawa

Tokio (taz) – Ohne Verzögerung haben die amerikanischen Behörden auf der Insel Okinawa am Freitag drei US-Soldaten in ein japanisches Gefängnis eingeliefert, nachdem Rodrico Harp (21), Kendrick Ledet (20) und Marcus Gill (22) von der japanischen Staatsanwaltschaft der Vergewaltigung eines Schulmädchens angeklagt wurden. Die rasche Übergabe der Verdächtigen zehn Tage nach Bekanntwerden der grausamen Geschehnisse auf Okinawa ist das jüngste Zeichen, daß die USA derzeit alles unternehmen, um das Ansehen ihrer in Japan stationierten Truppen nicht noch weiter zu gefährden. In den letzten Tagen hatten sich US-Präsident Bill Clinton und sein Außenminister Warren Christopher sowohl auf diplomatischen Weg als auch gegenüber der japanischen Öffentlichkeit für das Verbrechen entschuldigt. Auf Okinawa sind 27.000 Soldaten stationiert. Kaum Zweifel gibt es mehr am Ablauf der Ereignisse am Abend des 4. September, als die drei angetrunkenen US-Soldaten ein japanisches Schulmädchen in ihr Auto zerrten, sodann einen einsamen Strand aufsuchten, wo sie das Opfer mit Klebeband festbanden und es nacheinander vergewaltigten.

Die Brutalität der mutmaßlichen Tat schockierte die Japaner sehr. In Okinawa fanden in den vergangenen Tagen die größten Protestdemonstrationen gegen die US-Basis seit Rückgabe der Insel im Jahr 1972 statt. In den vergangenen 20 Jahren haben US-Soldaten hier 4.500 Verbrechen, einschließlich 12 Morde, begangen.

Rechtliche Konsequenzen aus dem Verbrechen, wie etwa eine Aufhebung des legalen Sonderstatus von US-Soldaten in Japan, wollen die Regierungen in Tokio und Washington jedoch vermeiden. Am Stationierungsvertrag soll keinesfalls gerüttelt werden. Gerade darum aber geht es den Bürgern von Okinawa. Ihr Gouverneur, Masahide Ota, übte am Freitag zivilen Ungehorsam, als er seine Unterschrift für die Zwangsenteignung von 35 Bauern verweigerte, deren Böden sich inmitten des Militärgeländes befinden. Georg Blume