Bombe über dem Bundestag

■ Greenpeace vorm Bundestag. Festnahmen vor Fangataufa

Berlin (taz/AFP/dpa) – Die Bundestagsdebatte über den deutschen Finger am Atomdrücker lief gestern eher verhalten. Der CDU- Abgeordnete Karl Lamers befürwortete nachdrücklich, das französische Angebot einer gemeinsamen atomaren Verteidigung zu prüfen – aber ohne den Finger am atomaren Knopf zu haben. Ähnlich argumentierten die CDU-Abgeordneten Alfred Dregger und Friedbert Pflüger.

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Heidemarie Wieczorek- Zeul verlangte hingegen von der Regierung, die „Europäisierung“ französischer Atomwaffen klar abzulehnen. Sie warnte Paris vor weiteren Atomtests auf dem Moruroa-Atoll. Ludger Volmer vom Bündnis 90/Die Grünen betonte, es dürfe keine Atomwaffen-Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland geben.

Viel lautstarker als im Hohen Haus ging es vor den Türen des Bundestags zu. Greenpeace demonstrierte mit einer überdimensionalen „Atombombe“ über dem Bundestag gegen die französischen Atomtests. Die Umweltschützer ließen vom Rhein aus unter Sirenengeheul einen schwarzen Zeppelin in der Form einer Atombombe aufsteigen. „Wir stehen zur deutsch-französischen Freundschaft, aber wir wollen keine Vorwärtsverteidigung mit Atomwaffen“, erklärte Greenpeace-Abrüstungsexperte Michael Kühn. Nach einer Stunde enterte die Polizei das Greenpeace-Schiff „Beluga“ und zwang die Besatzung, den rund fünf Meter langen Ballon und ein ebenfalls gehißtes Protestbanner einzuholen. Vor Fangataufa hatten die französischen Militärs derweil erneut ein Greenpeace-Schlauchboot geentert und vier Aktivisten, darunter Sanae Shida, die Chefin von Greenpeace Japan, festgenommen. Das kleinere Nachbaratoll von Moruroa gilt als wahrscheinlicher Ort für den zweiten größeren französischen Atombombentest. Der langjährige Chef der Organisation, David McTaggart, den das Militär am Dienstag zusammen mit dem Australier Chris Robinson und 21 Polynesiern vor dem Moruroa-Atoll festgesetzt hatten, schoben die Behörden inzwischen nach Paris ab. In Papeete hat die Polizei als Vorbereitung auf mögliche Unruhen nach dem zweiten Atomtest die Zahl der Polizeibeamten auf über 800 erhöht. ten