Aus Friedensuniversität wird Friedenskolleg

■ Kurse zu Friedensjournalismus und Interreligiösem Dialog geplant / Finanznöte

Mit verschiedenen Kursen soll die Friedensuniversität Ende 1995/Anfang 1996 als Friedenskolleg fortgeführt werden. Das Kolleg wurde gestern zum Abschluß der einmonatigen Sommeruniversität im Renaissance-Theater ins Leben gerufen. Zur Umbenennung hatte sich die Fördergemeinschaft zur Gründung einer Friedensuniversität (FGF) nach einem Gespräch mit Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) entschlossen. Dieser hatte den Initiatoren zu verstehen gegeben, daß der Titel Universität staatlichen Einrichtungen vorbehalten ist und er dessen Verwendung nicht dulden werde.

Wie die Kurse, die im Palais am Festungsgraben stattfinden sollen, aussehen, steht noch nicht im Detail fest, erklärte der Pressesprecher des Friedenskollegs, Bonger Vobis. Der Friedensforscher Johan Galtung hat vorgeschlagen, ein Seminar zum Thema Friedensjournalismus zu organisieren. Aus Kriegsreportern müßten Friedensreporter werden, die stärker über Initiativen für eine friedliche Konfliktlösung berichten.

Geplant ist auch ein zweijähriger Grundkurs in Interreligiösem Dialog. Das Programm des Religionswissenschaftlers Michael von Brück unterscheidet sich von universitären Angeboten dahingehend, daß neben Wissen auch „konkrete spirituelle Erfahrungen“ mit der jeweiligen Religion vermittelt werden sollen.

Zur finanziellen Situation der Sommeruniversität erklärte Schatzmeisterin Marie-Luise Schwarz-Schilling, daß die Mindereinnahmen sich auf hunderttausend Mark belaufen. Damit sei die Finanzlage „ernst, aber nicht hoffnungslos“. Die FGF sei jedoch „dringend auf Spenden angewiesen“.

Die Friedensuniversität war im Vorfeld sehr umstritten. Der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche, Thomas Gandow, hatte erklärt, bei dem Projekt handle es sich um eine „esoterisch- kommerzielle Organisation“. Einzelne Referenten waren mit der Moon-Sekte in Verbindung gebracht worden, was die Initiatoren zurückwiesen. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) hatte ihre Zusage als Referentin mit der Begründung zurückgezogen, die erhobenen Vorwürfe seien „nicht hinreichend widerlegt“. win/epd