Das Schulden-Dorf

Götz ist heute die verschuldetste Gemeinde Deutschlands. Von Juni bis Ende letzter Woche wurde der zwischen Jeserig und Groß Kreutz bei Berlin gelegene Ort zwangsverwaltet. Das hatten bis dato in der bundesdeutschen Geschichte nur vier westdeutsche Städte geschafft.

Seit einer Woche hat Götz wieder einen gewählten Bürgermeister – Detlef Lemke, 39 – und eine Gemeindevertretung. Sie sollen das Dorf entschulden. Auf jedem Götzer Bürger lasten, rein rechnerisch, 17.000 Mark Miese. Der Westberliner Zwangsverwalter Hans-Joachim Fricke ist pessimistisch: „Vor dem Jahr 2020 kann Götz nicht schuldenfrei sein.“

Die Misere ist hausgemacht und hat einen Namen: Peter Berkholz. Der einstige Bürgermeister, gegen den die Potsdamer Staatsanwaltschaft inzwischen wegen des Verdachts der Veruntreuung ermittelt, hatte sich auf Fördermittel vom Bund und von der Europäischen Union verlassen und hemmungslos investiert: in Gewerbegebiete, Kläranlage, Kanalisation und Straßenbau.

Zum Verhängnis wurde der Gemeinde die High-Tech-Kläranlage. Ende 1993 wurde ein Baustopp erlassen. Nun soll weitergebaut werden: „Das kommt uns billiger, als wenn wir eine Investitionsruine stehen lassen“, sagt Lemke. Götz hofft nun auf Investoren – und den Verkauf des gerade für ein paar Millionen Mark sanierten Rathauses. Es wird nicht mehr gebraucht, weil mehrere Dörfer sich ein Rathaus in Jeserig teilen. itz