Blau und gelb geärgert

■ Der Chef der Postbank protestiert heftig gegen das unfreundliche Übernahmeangebot der Deutschen Post AG

Bonn (AFP/rtr) – Selten haben sich ehemalige Staatsbeamten so gestritten. Am Freitag hatte die gelbe Post verkündet, sie wolle zusammen mit der Deutschen Bank und der Schweizer Rück die Postbank aufkaufen. Nur so lasse sich der Bankdienst in den Postschaltern weiterführen, lautet das Argument, dem sich auch Postminister Bötsch nicht ganz verschließen kann. Die Postbank hat gerade mal 51 Millionen Mark Gewinn gemacht, das Geschäftsvolumen ist rückläufig, doch das sieht der Vorstandsvorsitzende der Postbank, Günter Schneider, ganz anders. Nach „gesichertem Wissen“ seines Unternehmens plane die Post die Schließung von deutlich mehr Filialen. Positive Folgen für die Postbankkunden seien durch die Übernahme nicht zu erwarten, da Deutsche Bank und Schweizer Rück keine Partner seien, die die bisherigen Aktivitäten der Postbank sinnvoll ergänzen könnten. Die Postbank tätigt ihre Geschäfte als Untermieterin in den Postämtern. Die Deutsche Bank hoffe nun auf ein lukratives Geschäft, da der für 800 Millionen Mark geplante Kauf von 20 Prozent der Aktien anschließend an der Börse deutlich mehr bringen könnte. Zudem spekuliere sie darauf, Teile der zwölf Millionen Postbankkunden abzuwerben. Auch für die Schweizer Rück winke ein lukrativer Finanzdeal, der aber letztlich auf eine „gewaltige Verschleuderung von Bundesvermögen“ hinauslaufe.

Postminister Wolfgang Bötsch (CSU) will das Angebot prüfen. Informieren darf er sich aber nicht überall.

Bei seiner eigenen Pressekonferenz wies Vorstandschef Schneider den Vertreter des Bonner Ministeriums aus dem Saal. Auch Mitarbeiter der gelben Post hatten zu gehen.

Ziemlich dunkel kündigte er dann an, er werde dem Bund, dem die blaue Bank ja noch gehört, seinerseits ein Kaufangebot machen. Partner aus dem Bereich der Bausparkassen und der Investmentfonds kämen dafür in Frage. Unabhängige Gutachter hätten sein Unternehmen mit etwa sechs Milliarden Mark bewertet. Das Konsortium der Post will für 75 Prozent 3,7 Milliarden bezahlen.

Die Selbständigen in der SPD werfen der Bundesregierung vor, nach der Privatisierung von Monopolunternehmen den Konzentrationsprozeß in der Wirtschaft zu fördern. Bonner FDP-Kreise betonten, bisher sei „überhaupt nichts“ entschieden. Der Chef der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), Kurt van Haaren, sprach sich dagegen für eine „wesentliche Kapitalbeteiligung“ der Post AG an der Postbank aus. Die Postbeschäftigten verlangten ein „zukunftssicheres Dienstleistungskonzept“ für den Erhalt von 10.000 Postfilialen. nh