Spanien gleich um die Ecke

■ „Instituto Cervantes“ überrascht von großem Bremer Interesse

Demnächst wird noch die überdimensionale Satellitenschüssel an die frisch restaurierte Villa im Schwachhauser Ring geschraubt. „Dann können wir hier spanisches Fernsehen empfangen – und zwar nicht das staatliche Auslandsprogramm, sondern die gleichen Sender wie zu Hause.“ Ignacio Olmos, mit 31 Jahren weltweit jüngster Direktor eines spanischen Kulturinstitutes im Ausland betont den Unterschied. Ihm geht es nicht darum, mit dem vor zwei Wochen eröffneten „Instituto Cervantes“ ein Vorzeigebild seines Landes nach Bremen zu bringen. Alle an Spanien Interessierten und vor allem die SchülerInnen der Spanischkurse im Haus sollen Gelegenheit haben, das Land bei den Kulturveranstaltungen, mit Zeitungen, Büchern, Filmen und den Fernsehprogrammen fast so kennenzulernen, als wären sie dort.

Das fängt schon an bei der spanischen Fahne vor der Tür. Und führt dazu, daß in der Bibilothek nur ausleihen kann, wer – wie überall in Spanien – zwei Paßfotos parat hat: eins für den Leihausweis und eines für die Akten. Die Klassenräume sind mit spanischen Schulstühlen samt ausklappbarem Schreibbrettchen ausgestattet. An den Wänden hängen Zeichnungen von Federico García Lorca und überall riecht es nach frischer Farbe, mit der auch in Madrid oder Sevilla in den vergangenen Wirtschaftswunder-Jahren manch abgeblätterte Villa zum modernen Ausstellungspalast aufpoliert worden ist.

Rund 5.000 SpanierInnen leben in Bremen und Umgebung. Doch nicht so sehr an sie richten sich die Angebote des Instituto Cervantes. Sie hätten womöglich auch lieber das spanische Konsulat behalten, daß in den Jahrzehnten zuvor in der Schwachhauser Villa untergebracht war und nun nach Hamburg verlegt worden ist. Nur für die ArbeitsmigrantInnen der inzwischen dritten Generation hat Ignacio Olmos ein spezielles Angebot geplant. Sie sollen in speziellen Kursen ihre bei Eltern und Ferienaufenthalten aufgeschnappten, aber oft nicht mehr besonders guten Spanischkenntnisse perfektionieren.

Geradezu überlaufen wird das Institut jedoch von deutschen BremerInnen, bei denen offenbar das Spanischfieber ausgebrochen ist. Fast 200 Anmeldungen für einen Sprachkurs sind in den vergangenen drei Wochen eingegangen. Und das, obwohl die Preise mit 480 Mark für einen Viermonatskurs mit vier Wochenstunden gegenüber der Volkshochschule nicht gerade billig sind. „Für uns war das auch eine große Überraschung“, meint Olmos, „wir haben nur mit 40-50 Anmeldungen gerechnet.“ Zusätzlich bietet das Institut auch noch norddeutschen Unternehmen spezielle Kurse für ihre MitarbeiterInnen und ein breites Fortbildungsprogramm für SpanischlehrerInnen.

Schnell müssen deshalb jetzt noch zwei zusätzliche LehrerInnen in Spanien angeworben werden, denn alle Unterrichtenden sind Muttersprachlerinnen. Darin sieht der Institutsleiter auch einen Grund für den großen Zuspruch: „Viele sind woanders mit der Qualität der Kurse offenbar unzufrieden gewesen.“ Und die Kurspreise seien in Bremen sogar besonders niedrig. Olmos: „In München nehmen wir das doppelte. Aber ich konnte die Instituts-Zentrale in Madrid davon überzeugen, daß man in Bremen wegen der schwierige wirtschaftliche Lage nicht soviel verlangen kann.“

Dafür sei das Interesse an der spanischen Sprache in Bremen besonders groß – „größer als in Hamburg“, wie Olmos versichert. Spanisch-Leistungskurse an den Schulen, Spanisch-StudentInnen an der Uni und eine große Hispanistik-Abteilung in der Uni-Bibliothek seien ein Grund dafür gewesen, Bremen als norddeutschen Standort des Instituts Hamburg vorzuziehen. Das von Bremen kostenlos zur Verfügung gestellte Haus und die 60.000 Mark jährlicher Zuschuß für Kulturveranstaltungen seien dagegen eher nebensächlich. Immerhin hat Olmos seit Januar bereits eine Million Mark in Bremen ausgegeben.

Bis zum Frühjahr entsteht im Garten der Schwachhauser Villan auch noch ein Kultursaal mit 120 Plätzen. Wenn der eröffnet wird, werden Hispanophile im Bremer Mini-Spanien nur noch eine Einrichtung vermissen, die eigentlich an keiner Ecke fehlen darf: Eine Bar mit Espresso-Maschine und Tapas. Ase