AfB will Läden länger öffnen

■ Bremen soll Pilotprojekt für liberalen Einkauf werden

Die neue Partei in der Bürgerschaft – Arbeit für Bremen (AfB) – wagt sich an eine heilige Kuh der Deutschen: Das Gesetz über die Ladenöffnungszeiten. Die AfB-Fraktion will einen Antrag in die Bürgerschaft einbringen, an vier Sonntagen im Jahr die Geschäfte der Innenstadt zu öffnen. Der zweite und kontroversere Punkt behandelt die Ladenöffnungszeiten an den übrigen Wochentagen. Im Bundesrat soll das kleinste Bundesland beantragen, daß Bremen zum Pilotprojekt für freies Einkaufen zwischen sieben Uhr morgens und zehn Uhr abends wird.

„Das würde den Mittelstand stärken, die Sanierung unterstützen und letzendlich Bremen als Oberzentrum beleben“, sagte gestern Elke Kröning von der AfB bei einer Diskussion mit der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (hbv), der Angestelltengewerkschaft (DAG) und Vertretern des Einzelhandels. In allen europäischen Länder seien schließlich die Geschäfte nach 18.30 Uhr geöffnet, pflichtet ihr Parteikollege Patrick Wendisch bei. „In Deutschland gibt es Handlungsbedarf“, sagte er.

„Damit wird Bremen aber lange nicht zur Insel der Glückseligkeit“, gab Ralf Schumann, Vorsitzender der Bremer hbv, zu Bedenken. Seine Gewerkschaft hatte bereits im August für ganz Deutschland erklärt, daß sie das Ladenschlußgesetz nicht ausufern lassen wolle. Die hbv sieht „in den Angriffen auf das Ladenschlußgesetz einen Teil einer allgemeinen Deregulierungsoffensive“ von Politik und Arbeitgebern. Die rund 30.000 Bechäftigten im Bremer Einzelhandel wollten nicht noch schlechtere Arbeitsbedingungen, die mit längeren Arbeitszeiten einhergehen.

Schon jetzt erlaubt das Ladenschlußgesetz den Händler, 68,5 Stunden in der Woche zu öffnen. Doch nur 54 Stunden nutzen Einzelhändler den Kaufwillen der Bevölkerung. Hartmut Frensel, Bezirksleiter der Deutschen Angestelltengewerkschaft, lehnte daher wie sein Kollege von der hbv den AfB-Vorschlag ab. Alle Untersuchungen würden bestätigen, daß keine Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen würden, noch Umsätze gesteigert würden.

Wolfgang Brakhane, Geschäftsführer des Bremer Einzelhandelverbands, sieht das anders. „Das Pilotprojekt würde sich für den Handel klar rechnen“, sagte Brakhane. Er und alle anderen Männer in der Diskussion um die Vor- und Nachteile längerer Öffnungszeiten für Hausfrauen und Verkäuferinnen bezogen sich auf die vom Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) Studie zu dem Thema. Obwohl das Ifo-Institut herausgefunden hat, daß die Mehrheit der Bevölkerung mit der jetzigen Regelung zufrieden ist, plädiert es für ein geändertes Gesetz. ufo