Postbank wehrt sich weiter gegen die Übernahme

■ Die Bundesregierung kassiert auf jeden Fall drei Milliarden Mark – oder mehr

Berlin (taz/rtr) – Die Postbank wehrt sich mit neuen Milliarden- angeboten gegen eine Übernahme durch die Deutsche Post und die Deutsche Bank. Die neueste Offerte: Die Postbank kauft dem Bund für 1,5 Milliarden Mark Aktien der Telekom ab. Für weitere 1,5 Milliarden würden dann private „Kooperationspartner“ vom Bund Postbank-Aktien erwerben, so Postbank-Sprecher Joachim Strunk. Zwar sind zur Zeit sowohl die Postbank als auch die Telekom in Bundesbesitz, doch für den Haushalt von Finanzminister Waigel würden auch die Milliarden der Postbank für die Telekom-Aktien als Plus zu Buche schlagen, weil sie offiziell von einer AG an den Bund bezahlt würden.

Schon am Dienstag hatte die Postbank ein erstes Angebot vorgelegt. Auch dort waren die Kooperationspartner im Spiel. Sie sollten für 2,4 Milliarden Mark 40 Prozent der staatlichen Bank kaufen, für weitere 600 Millionen Mark übernäme ein Statthalter 10 Prozent der Aktien und verkauft sie später weiter. Die Partner stammen nach Angaben von Joachim Strunk aus den Bereichen Bausparkassen, Hypotheken und Versicherungen. In diese Sektoren wolle sich die Postbank sowieso ausdehnen und könne daher die Hilfe der dort etablierten Unternehmen gut gebrauchen. Ausgelöst wurde der Übernahmestreit durch ein Angebot von Deutscher Bank, Deutscher Post und der Schweizerischen Rückversicherung. Die drei boten für 75 Prozent der Aktien 3,1 Milliarden Mark. Die Offerte wird von der Postbank als Unverschämtheit gewertet. Schließlich sei ihr Unternehmen nach Aussage von Wirtschaftsgutachtern sechs Milliarden Mark wert. Deshalb auch die zwei Gegenangebote. Obwohl die Bundesregierung nur 50 statt 75 Prozent der Postbank-Aktien abgeben müßte, kämen ebenfalls drei Milliarden Mark frei Haus.

Entscheidend ist nun die Haltung der Regierung, federführend ist Postminister Wolfgang Bötsch (CSU). Er will sich aber erst auf der nächsten Sitzung des Bundestags-Postausschusses am 25. Oktober äußern. Der Ausschuß-Vorsitzende Arne Börnsen (SPD) meinte unterdessen, der Preis von 3,1 Milliarden Mark für 75 Prozent der Postbank-Aktien müsse geprüft werden. Lustiges Feilschen ist also angesagt. Postbank-Sprecher Strunk sieht sein Haus finanzstark genug, die bisherigen Angebote noch zu erhöhen. Immerhin lag die Bilanzsumme seines Hauses im letzten Jahr bei 93,4 Milliarden Mark, der Gewinn allerdings nur bei 51 Millionen. rem