Bankenmörder Nick Leeson wird ausgeliefert

■ Gericht entscheidet: Die Vorwürfe sind begründet, Verfahren in Singapur sind fair

Berlin (taz) – Nick Leeson bleibt nur noch wenig Hoffnung auf einen Prozeß in England, seine ehemalige Arbeitsstätte in Südostasien ruft nun auch mit Unterstützung der deutschen Justiz nach ihm. Gestern entschied das Oberlandesgericht Frankfurt am Main: Eine Auslieferung des gestrauchelten Finanzakrobaten nach Singapur ist Rechtens. Von den zwölf Vorwürfen Singapurs sind nach Ansicht des Gerichts elf Rechtens – dreifache Urkundenfälschung, zweifacher Betrug zum Nachteil der Barings Bank und sechsfacher Betrug zum Nachteil der Terminbörse. Dafür drohen Leeson laut seinem Anwalts bis zu sieben Jahre Haft.

Vermutlich werden die Anwälte Leesons mit einer Verfassungsbeschwerde die Auslieferung hinauszögern. Anschließend entscheidet das Bundesjustizministerium und das Auswärtige Amt, ob das Ganze diplomatisch zu verantworten ist. Der zuständige Oberstaatsanwalt Hans-Herrmann Eckert sieht aber keine Schwierigkeiten, schließlich hat er sich gut abgesichert. „Nach einem Bericht der deutschen Botschaft in Singapur hat der Angeklagte ein faires Verfahren zu erwarten. Auch die Verhältnisse in den Gefängnissen sind nicht unzumutbar.“ Zwar könnten Gerichte in Singapur auch die Prügelstrafe anordnen, jedoch nicht wegen Betrugs.

Nick Leeson war am 26. Februar in die Schlagzeilen geraten, als die Sunday Times die Schieflage der 1762 gegründeten Barings Bank meldete. Vor allem mit Wetten auf einen steigenden Aktienindex in Japan hatte er etwa zwei Milliarden Mark Verlust eingefahren, dann verschwand er. Am dritten März schließlich wurde das Ehepaar Leeson auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen. rem