Pfähle sollen an NS-Hinrichtungsstätte erinnern

■ Vorschlag der Kirche für Deserteurs-Denkmal in der Murellenschlucht

Nach dem Beschluß des Charlottenburger Bezirksparlaments, hinter dem Olympiastadion ein Denkmal für die zwischen 1944 und 1945 exekutierten Deserteure und Widerstandskämpfer zu errichten, hat die Evangelische Kirche Charlottenburg ein Mahnmal in Form von drei abstrakten bronzenen Pfählen vorgeschlagen. „Die Pfähle bilden am deutlichsten nach, was dort geschehen ist“, sagte Pfarrer Manfred Engelbrecht, der die Topographie der Richtstätte am früheren Schießplatz Ruhleben untersuchte.

Das Bezirksparlament hatte beschlossen, für die Gestaltung des Ortes in der Murellenschlucht einen Wettbewerb auszuloben. Für das Mahnmal will Engelbrecht, ebenso wie die Sozialdemokraten und die Bündnisgrünen im Bezirk, einen öffentlichen Zugang auf dem heutigen Polizeigelände. „Das Denkmal soll nahe der Exekutionsstätte gebaut werden.“ Vor Ort befindet sich ein Munitionsschuppen der Polizei, der dafür abgerissen werden müßte. Auf dem Platz am Glockenturm müsse zusätzlich ein Hinweisschild errichtet werden, so Engelbrecht.

Von 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erschossen Soldaten der Wehrmacht standrechtlich über 250 Deserteure und Widerstandskämpfer. Tagebuchaufzeichnungen von Soldaten belegen, daß die Opfer an Pfähle gefesselt und exekutiert worden waren. Nach dem Krieg wurde das Areal von britischen Soldaten als Schießbahn und „Fighting City“ genutzt. Obwohl der Bezirk 1994 für eine Umwandlung des Übungsgeländes zum Naherholungsgebiet plädiert hatte, ging das Gebiet nach dem Abzug der Briten an die Polizei.

Über die Geschichte des Ortes hat der Bezirk Charlottenburg kürzlich ein wissenschaftliches Gutachten erstellen lassen. In einer Expertenrunde sei die Bedeutung sowie der zukünftige Umgang mit der Richtstätte debattiert worden, sagte Claus Dyckhoff, Baustadtrat von Charlottenburg. „Dabei wurde auch über die Form des Denkmals geredet – ob als Gedenkstein oder als Tafel –, aber nichts entschieden. Klar sei, daß die „historische Stelle sichtbar gemacht werden muß“.

Dazu ist es notwendig, daß das Gelände von der Innenverwaltung freigegeben wird. Auf jeden Fall will der Bezirk einen Wettbewerb zur Gestaltung ausloben. Engelbrecht sagte, daß der Kirchenkreis „in der Jury vertreten sein möchte“. Offen bleibt die Finanzierung des Mahnmals. Der Hauptausschuß des Abgeordnetenhaues hatte sich in seiner letzten Sitzung zwar für das Denkmal entschieden, das Parlament passierte der Antrag vor der Wahl jedoch nicht. Rolf Lautenschläger