CDU-Senator Klemann verschenkt 12 Posten

■ Sportsenator bläst vor den Wahlen seine Verwaltung auf. Die Grünen vermissen die neuen Stellen im Haushaltsplan

Gut zwei Wochen vor der Wahl will Schul- und Sportsenator Jürgen Klemann (CDU) zwölf neue Mitarbeiter einstellen. Bislang weitgehend unbemerkt sind diese zwölf neuen Stellen im Amtsblatt ausgeschrieben – fünf davon sind mit jährlich knapp 100.000 Mark dotiert. Klemann war erst vor wenigen Tagen in die Kritik geraten, weil er eine kurz vor den Wahlen freigewordene Abteilungsleiterstelle mit einer CDU-nahen Frau besetzte.

Eigentlich müßte die Senatssportverwaltung nach einem Beschluß des Parlaments ihre Stellen um viereinhalb auf 83 reduzieren. Möglicherweise deshalb hat Senator Klemann dem Hauptausschuß die neuen Stellen kürzlich verschwiegen. Bei einer Liste unbesetzter Stellen vom Juli fehlten jedenfalls die einen Monat zuvor neu eingerichteten und dann ausgeschriebenen Posten. Arnold Krause, Haushaltsexperte der Bündnisgrünen, wunderte sich darüber gestern: „Die zwölf Stellen hätten aufgeführt werden müssen.“

Krause widersprach auch der Darstellung von Sportstaatssekretär Bock, daß das Parlament einem Teil der Stellen im vergangenen Jahr zugestimmt habe und ein anderer Teil durch Personalabbau neu geschaffen werden konnte.

Merkwürdig ist, daß die neuen Mitarbeiter und Leiter Aufgaben erfüllen sollen, die bereits erledigt werden. Unter anderem soll ein Oberregierungsrat mit der Leitung der Stabsstelle „Innere Dienste“ Verwaltungstätigkeiten übernehmen, für die die Abteilung I der Hauptverwaltung zuständig ist. Der Fachbereich „Zentrale Sportanlagenverwaltung“ wird vergrößert, obwohl es Überlegungen gibt, die Anlagen von einer privaten Gesellschaft nutzen und pflegen zu lassen. Für den Fachbereich „Sportförderung“ wird ein Regierungsdirektor gesucht, obwohl um nationale und internationale Sportveranstaltungen sowie um Sponsoren vor allem Sportverbände werben.

Staatssekretär Bock begründete die eifrige Mitarbeitersuche damit, daß das bisher zuständige Personal nicht über notwendige Universitätsabschlüsse verfüge und nur unzureichend sportwissenschaftlich ausgebildet sei. Für Aufgaben wie Sponsoring oder die Verwaltung von Sportanlagen wiederum müsse es neben Ansprechpartnern bei Verbänden und Privatunternehmen auch welche in der Verwaltung geben.

Ein Zusammenhang mit den Wahlen schloß Bock aus. Die Reform der Sportverwaltung sei seit 1992 geplant. Auch könnten die zwölf Stellen wohl nicht mehr vor der Wahl besetzt werden. Die bisherigen Bewerber seien nämlich nicht ausreichend qualifiziert.

Die ehemalige Schulsenatorin Sybille Volkholz von den Bündnisgrünen bezeichnete die Stellenvermehrung dagegen als einen Skandal. Es sei überhaupt nicht ersichtlich, wodurch die Aufgaben der Sportverwaltung derart zugenommen haben, daß sich zwölf neue Stellen rechtfertigen ließen. Sie erinnerte an den Staatsvertrag über die Vereinigung mit Brandenburg, in dem der Senat sich erneut auf einen drastischen Stellenabbau verpflichtet habe. Dirk Wildt