Das Portrait
: Dritter Weg

■ Sulak Sivaraksa

Am Anfang des Kampfes der thailändischen StudentInnen gegen die Militärdiktatur in ihrem Land steht ein Name: Sulak Sivaraksa. Der 1933 geborene Buddhist gründete nach seinem Studium in Großbritannien 1963 in seiner Heimat die Zeitschrift Social Science Review. Er spielte eine zentrale Rolle in der Entstehung der thailändischen Studentenbewegung, die 1973 das verhaßte Militärregime stürzte.

Nach einem neuen blutigen Coup der Militärs stand er drei Jahre später unter dem Vorwurf der „Majestätsbeleidigung“ vor Gericht, nachdem er sich in seinem Buch Unmasking Thai Society kritisch über die herrschenden Kreise in seinem Land geäußert hatte. Auf Schmähung der königlichen Familie steht in Thailand Gefängnisstrafe, und dieser Vorwurf wird in Bangkok gern gegen Regierungskritiker erhoben, um die politischen Gegner außer Gefecht zu setzen. Nach den gegen das Militär gerichteten Demonstrationen vom Mai 1992 wurde Sulak erneut der Majestätsbeleidigung bezichtigt. Das gegen ihn eingeleitete Verfahren wurde trotz königlicher Intervention erst 1995 endgültig eingestellt.

Sulak ist heute der prominenteste Vertreter der neuen thailändischen Basisbewegungen, die eine soziale und ökologische Alternative zum Entwicklungsmodell westlicher Konsumgesellschaften anstreben. Seine Vision: ein „dritter Weg“ der Gewaltfreiheit, gegründet auf die Der thailändische Buddhist und Sozialkritiker Sulak SivaraksaFoto: AP

thailändische Kultur und durchzogen vom starken Einfluß der spirituellen und religiösen Dimension des Lebens. Sein soziales Engagement entspringt einem tiefen buddhistischen Glauben. In seine zahlreichen Publikationen hat er sich zugleich für den interreligiösen Dialog zwischen Islam, Christentum und Buddhismus eingesetzt.

Zeitweilig selbst von den Militärs ins Exil gezwungen, setzt sich Sulak auch aktiv für andere ein, die aus den Nachbarländern ins thailändische Exil flüchten mußten. Er spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau der „Dschungel-Universität“ an der thai- birmesischen Grenze.

Derzeit arbeitet er an einer Ausbildungsstätte für LehrerInnen, die neue Erziehungsmodelle zur Herausbildung einer demokratischen Kultur in Thailand verwirklichen sollen. Gemeinsam mit den InitiatorInnen bosnisch- serbischer, indonesischer und ungarischer Bürgerrechtsgruppen erhielt Sulak am Mittwoch den „Alternativen Nobelpreis“ der Stockholmer Right-Livelihood-Stiftung. R. Wolff/J. Lietsch