Billige Variante ICE

■ Die Grünen zum Transrapid: Höhere Baukosten, alle Ressorts leiden

Die Bündnisgrünen haben die Hoffnung nicht aufgegeben, daß der Transrapid noch zu stoppen ist. Wenn in der nächsten Woche die Bundesregierung zwei Gesetzesentwürfe zur Magnetschwebebahn in den Bundestag einbringt, wird die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen Alternativantrag präsentieren. Erst letzte Woche hatten die beiden Grünen-Abgeordneten Rainder Steenblock und Ali Schmidt in einem Gespräch mit Vertretern der Transrapid-Planungsgesellschaft erfahren, daß inzwischen, statt der bislang von Theo Waigel angegebenen 5,6 Milliarden, 10,5 Milliarden Mark an Baukosten zu erwarten sind.

„Einen finanzpolitischen Skandal“ nennt Rainder Steenblock auch die Art und Weise der Lastenverteilung zwischen den einzelnen Ressorts. Nur 56 Prozent der Mittel sollen aus dem Verkehrshaushalt kommen, der Rest aus den Investitionshaushalten aller anderen Einzelbereiche. „Das bedeutet faktisch Kürzungen auch im Umwelt- und Sozialhaushalt, obwohl die mit dem Transrapid nun wirklich nichts zu tun haben“, so Steenblock gestern in Bonn.

Auch technologisch gilt der Transrapid den Grünen mehr als fragwürdig. Wenn es für die Magnetschwebetechnik überhaupt in Zukunft einen Markt gebe, dann nur für ein Konzept, daß mit der Schienentechnik kombinierbar sei, wie es in den USA zum Beispiel schon in der Testphase sei. Deutschland werde auf seinem technologischen Wunderwerk unvermeidlich sitzenbleiben.

Das Alternativkonzept der Bündnisgrünen: Sie wollen die Strecke Hamburg-Uelzen-Stendal-Berlin als Hochgeschwindigkeitsstrecke für ICE der dritten Generation mit einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h ausbauen. Der Abschnitt Hamburg- Uelzen ist bereits vorhanden. Die Trasse Stendal-Berlin ist als Teilder ICE-Route Hannover-Berlin schon im Bau. Lediglich für die Strecke Uelzen-Stendal entstünden Kosten von 800 Millionen Mark, insgesamt veranschlagen die Grünen eine Milliarde Mark an Baukosten – weniger als ein Zehntel der Transrapidstrecke.

Auch zeitlich hätten die Fahrgäste laut Steenblock keinen Nachteil. Zwar benötige der Transrapid nur 60 Minuten, im Gegensatz zu 82 Minuten des ICE. Beim Transrapid kommt jedoch noch die Zeit für den Weg Stadtrand Berlin – Zentrum hinzu. Volker Weidermann