■ Vorlauf
: Schtonk läßt grüßen

„Zu treuen Händen“, 19.25 Uhr, ZDF – Ossiland ist ein schönes Land. Nebel über den Wiesen, Dampfschwaden in den Städten, bröckelndes Pflaster, marode Betriebe und einfache, bescheidene Menschen, die natürlich alle Blaumann tragen.

Doch einer von ihnen ist ein Held, ihm steht sogar sein Smoking, „und witzig ist er auch noch“, entfährt es einer Unternehmergattin (West natürlich), die ein Verhältnis mit einem Treuhand-Subalternen hat, während ihr Mann wiederum scharf ist auf eine andere Treuhand-Managerin aus dem Referat Abwicklung.

Die Wessis, wie man sieht, sind schmierig und geil, heißen Schlenz und Krautinger, und für sie ist der Osten nichts als eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern, die ihnen die Fahrwerke kapputtmachen. Aber natürlich gibt es auch hier die Regel von der Ausnahme. Nina Lensky heißt und sieht aus wie die BWL-hochgeschlossenes- Kostüm-Harvardstudium-Tusse, die sie vorstellt. Dennoch ist sie die gute Fee aus der Abwicklung. Ahnen Sie schon, wer sich am Ende kriegen wird?

Ein Vollbad im Klischee also. Wir irren, sagt Drehbuchautor Sascha Arango. Nix sei gelogen, sondern alles „in jeder Hinsicht untertrieben“. Als das Team an den Drehort kam, erzählt Regisseur Konrad Sabrautzky, eine Nähmaschinenfabrik im thüringischen Altenburg, da sei sie gerade in exakt dem Abwicklungsstadium gewesen, das im Drehbuch stand. Die Tristesse, die die Nebelmaschine durch die Hallen werfen sollte, war schon da. Das Pech der echten Altenburger: Zwar schreit das Leben (speziell so eins) nach Komödie, doch selten hält sich das Schicksal bei den Schlußkapiteln tatsächlich an Genrevorgaben. Das haut ebensowenig hin wie die Anweisung des tapferen Nähmaschinendirektors Blacher: „Wenn ihr weiter so tut, als würdet ihr arbeiten, tu' ich weiter so, als würd' ich euch bezahlen.“

Es turbuliert also heftig im Osten, aber irgendwie klappt es dann doch. Genau wie Sabrautzkis Film, der trotz mancher dramaturgischer Mängel am Ende doch mit Tempo und hervorragender Besetzung (Rolf Hoppe!) durchaus zu „Schtonk“-Qualitäten hochsanieren kann.Lutz Meier