Funky female Raumfahrt

■ Morgen im Schlachthof: Schräge Töne aus Frankfurt am Main „Kick la Luna“ – eine Rakete fürs Weibervolk

Am Donnerstagabend gehört der Schlachthof den Damen, zumindest die Kesselhalle. Dort laufen bereits die Vorbereitungen zum Startschuß von „Kick la Luna“, der vierköpfigen Frauenband aus Frankfurt. Sie ist ein Garant für fetzige Feten, das wissen auch die Männer. Doch die müssen draußen bleiben, wenn um 20.30 Uhr in der Kesselhalle der Countdown läuft.

Afro, Latin, Soul und Funk sind die Spezialitäten von „Kick la Luna“. Das ist im Spektrum der Konzertangebote mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr, doch selten erlebt man eine so exzellente und gleichzeitig ungewöhnliche Besetzung wie bei dem Frankfurter Quartett: Jutta Keller (git, voc), Anne Breick (perc, voc), Ulrike Pfeifer (bass, perc, voc) und Elke Voltz (voc, git) verstehen es, ihre vielfältigen musikalischen Talente für die verschiedenen Stile zu nutzen. Ob sie im vierstimmigen Chor einen Rap präsentieren, mit mehreren Gitarren klassische Flamenco-Sequenzen vortragen, mit wirbelnden Trommelrhythmen in die Karibik locken – die vier Damen wirken stets überzeugend.

„Unsere Musik erklärt sich in erster Linie schon durch die Besetzung, außerdem kommen wir alle aus ganz unterschiedlichen musikalischen Stilen“, erklärt Bassistin Ulli Pfeifer, deren musikalische Heimat im Funk liegt. Elke Voltz, soulige Sängerin und Gitarristin, ist Liedermacherin und agierte in Rockformationen. Jutta Keller beerbte die klassische und spanische Gitarrenschule, Percussionskünstlerin Anne Breick die musikalische Afro- und Latin-Geschichte. Ein reichhaltiger, ja explosiver Mix, der gleichermaßen Kopf und Tanzbein berauscht.

Daß dabei hin und wieder eine Ikone des Rock und Pop auf den Arm genommen wird, beweist nur, daß „Kick la Luna“ auch schauspielerisch betrachtet als bühnenfest zu bezeichnen ist. Dabei gehört schon viel Mut dazu, sich covernd an die Eurythmics und Aretha Franklin, an Peter Gabriel oder Youssou N–Dour heranzuwagen. Gleichzeitig stellt sich „Kick la Luna“ einer heutzutage beinahe noch größeren, weil unpopulären Herausforderung: In eigenen Songs verurteilen sie die Gewalt gegen Frauen und werben für die „womens lib“.

Bald feiert die Frankfurter Band Geburtstag. In den zurückliegenden vier Jahren hat „Kick la Luna“, heißt es, schon breite Massen „mondsüchtig“ gemacht. Wer dabei an Schlafen denkt, sollte am Donnerstag lieber zuhause bleiben. Alle anderen Bremerinnen sind aufgefordert, die Kesselhalle in einen Heizkeller zu verwandeln. Wenn's gelingt, könnte es eine Fortsetzung von Frauenkonzerten im Schlachthof geben, also: „Sisters are doing it for themselves“.

dah

Kick la Luna spielen am Donnerstag um 20.30 in der Kesselhalle