■ Cash & Crash
: Wahn zur Konvertibilität in Osteuropa

Wien (taz) – Auf den ersten Blick beeindruckt das Ergebnis: Von den 27 osteuropäischen Notenbanken haben 12 ihre Währungen gegenüber dem Dollar im vergangenen halben Jahr aufgewertet. So können tschechische Bürger seit dem 1. Oktober unbegrenzt viele Kronen in westliche Währungen umtauschen. Bratislava setzt alles daran, die slowakische Krone noch 1995 als Hartwährung auf die internationalen Devisenmärkte zu werfen.

Dabei hatte vor einem Jahr noch kein Land Osteuropas eine nach westlichen Maßstäben harte Währung – und das war auch gut so. Denn der Konvertibilitäts- Wahn bringt den betroffenen Bürgern keine Vorteile. Die Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) verlangen von den Regierungen nur, daß die Unternehmen das Recht zugestanden bekommen, das inländische Geld jederzeit in fremde Währungen umzutauschen. Für die Bevölkerung gibt es jedoch noch immer fixe Limits für den Geldumtausch. Die Art und Weise, wie die Regierungen oft ihr Landesgeld stabilisieren, hilft aber häufig nicht einmal Industrie und Handel auf die Sprünge.

Die marode Wirtschaftslage in Moldawien oder Kirgistan, bei der ein Importboom an ausländischen Waren die strukturellen Wirtschaftsschwächen und sinkende Konkurrenzfähigkeit verdeckt, spricht für sich. Die Privatisierung stockt, neue Banken finanzieren alte Seilschaften. Die Währungshüter in Ljubljana und Prag, in Warschau und Moskau werden nach der Aufwertung zudem mit massiver Spekulation konfrontiert. Denn ausländische Anleger und Spekulanten hoffen auf das Anhalten von hohen Zinsen und auf eine weitere Aufwertung. Der heftige Geldzufluß aus dem Westen schürt in vielen Ländern schon heute die Inflation.

Ein wichtiger Grund für die derzeitige Währungsstabilität ist auch die Bindung der Ostvaluta vor allem an den Devisenmarkt in der EU. So sind zwischen Belgrad und Riga sechs Landeswährungen an den Kurs der deutschen Mark gekoppelt. Nur Stabilität verleiht das Entree für die OECD: Selbst Serbien hat sich trotz bankrotter Kriegswirtschaft dieses Ziel gesetzt. Seit zwei Jahren ist der Wechselkurs zur Mark unverändert – auf dem Stand 1:1. Karl Gersuny