Raumfahrtstandort gesichert

■ EU wird Bremer Raumlabor finanzieren / Daimler hält aber weiter an Dolores fest / Bürgerschaft: Staatsknete erst, wenn Dolores vom Tisch ist.

Die MitarbeiterInnen in der Raumfahrtabteilung bei der Bremer DASA können aufatmen: Das Weltraumlabor für die Raumfähre Columbus wird gebaut. Das hat gestern Wirtschaftsenator Hartmut Perschau bei einer Bürgerschaftsdebatte ausgeplaudert. In der nächsten Woche, so der Senator, wird der EU-Ministerrat endgültig grünes Licht geben. Sorgen machen muß sich die DASA-Belegschaft allerdings schon noch, und zwar erhebliche. Gestern morgen war Betriebsversammlung der Bremer Werke, und da hat die Geschäftsführung wieder Härte demonstriert. Die Manager beharren auf dem Kahlschlagkonzept Dolores – trotz aller politischer Signale aus den Bundesländern, in denen die Luft- und Raumfahrtkonzern Standorte unterhält. Und die Bürgerschaft zog daraus gestern politische Konsequenzen. Quer durch alle Fraktionen gab es einen großen Konsens: Keine Aufträge, keine Subventionen mehr für den Daimler-Konzern, solange der sich so harthörig zeigt.

Schon vor einigen Wochen hatte sich die Situation um das Raumfahrtlabor ziemlich entspannt. Da hatte sich abgezeichnet, daß der Vorstoß aus Paris, das Labor solle unter französischer Regie gebaut werden, ins Leere laufen würde. Damit waren allerdings längst noch nicht alle Unsicherheiten beseitigt. Frankreich und insbesondere Italien hatten signalisiert, daß ihre fineanziellen Beiträge an dem EU-Projekt zu hoch seien. Diese Kuh scheint nun vom Eis, wie Perschau vom DASA-Raumfahrtchef Kind erfahren hat. Das Labor wird gebaut, und zwar in Bremen. Perschau: „Ein Grund, ein Gläschen drauf zu trinken.“

Doch in Sektseligkeit wollte die Stimmung in der Bürgerschaft gestern nicht umschlagen. Kein Wunder, schließlich waren Bürgermeister Henning Scherf und die WirtschaftpolitikerInnen von SPD und CDU gerade von der DASA-Betriebsversammlung zurückgekehrt. Da war klar geworden: Dolores ist nicht vom Tisch. Und diese Nachricht hing wie ein Klotz an den Beinen all derer, die einen ganzen Sack voller Ideen dafür mit ins Parlament gebracht hatten, was das Land zur Rettung der Arbeitsplätze und des Standortes tun kann.

Das war nicht gerade wenig, vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung. Überschrift: Bremen soll „internationales Flügelzentrum“ werden. DASA und Uni sollen in Kooperation einen Überschall-Windkanal entwickeln, gemeinsam mit der Hochschule Bremen soll der Konzern ein Rechnerprogramm zur Simulation der Flügel-Aerodynemik entwickeln und Uni sowei Hochschule sollen sich an einem DASA-Flügelzentrum auf dem Betriebsgelände beteiligen. Und Ralf Fücks von den Grünen schlug obendrein vor, Bremen könne sich an der Entwicklung umweltfreundlicher Antriebssysteme für Flugzeuge beteiligen. Schon bald ginge das erste Pilotmodell eines wasserstoffgetriebenen Flugzeugen in die Erprobung, allerdings von einer kanadischen Firma. Doch über all dem schwebte Dolores. Das Programm müsse endlich vom Tisch, forderten alle Redner.

An den Rand der Debatte gedrängt war die heiß diskutierte Frage der Rüstungsaufträge. „Wohltuend viele Vorschläge zur zivilen Produktion“ hatte Fücks ausgemacht. Ganz entgegen der „Verstoiberung und Verschröderung der Politik“, die sich zum Instrument die Rüstungslobby machen lasse. Rüstungsaufträge sicherten keine Arbeitsplätze. Das konterte Ronald-Mike Neumeyer mit Zitaten der grünen Bundestagsabgeordneten Marieluise Beck. In manchen Situationen sei Militäreinsatz angezeigt, hatte die in Bezug auf Bosnien gesagt. Da könne Fücks keine „pazifistische Grundhaltung“ zur Schau stellen. Das wollte der Grüne dann doch nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich sei der Eurofighter in der Zeit der Blockkonfrontation entwickelt worden. „Mit Bosnien hat das nichts zu tun.“ Die Entscheidung über das Nachfolgemodell zum „Jäger 90“, den Kampfhubschrauber „Tiger“ und ein Nachfolgemodell des Transportflugzeugs Transall müsse allein nach sicherheitspolitischen Kriterien getroffen werden und nicht nach industriepolitischen. J.G.