Unspektakulär weiter boykottieren

■ betr.: „Ende der atomaren Igno ranz“, taz vom 5. 10. 95

Schön, daß es noch einmal bestätigt wird, aber auch so galt: Wer glaubte, daß Tests mit dieser Sprengkraft und atomaren Verseuchung folgenlos seien, mußte schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein.

Was bleibt zu tun? Nach der Erfolglosigkeit des „Seeschlachtkonzepts“ von Greenpeace, nach Massendemonstrationen, die Chirac schulterzuckend hinnahm? Wir sollten den Boykott französischer Produkte und Reisen still und unspektakulär bis zum Ende der Tests fortsetzen. Wirtschaftliche Verluste, die sich in Franc ausrechnen lassen, werden noch am ehesten ein Einlenken erzwingen. Bleibt der Vorwurf an große Teile des „alternativen Establishments“, daß sie scheinbar bereit sind, eher weitere Tests in Kauf zu nehmen, als zum Boykott aufzurufen. Dieser Vorwurf gilt ebenso Greenpeace wie auch großen Teilen „meiner“ Partei – Bündnis 90/ Die Grünen. Markus Strobl,

Glienicke/Nordbahn

Mir reicht's! Darum habe ich eine Postkarte mit dem nachfolgenden Text abgeschickt an: Regierung der Republik Frankreich, Elysée-Palast, Paris:

„Hiermit erkläre ich, daß ich von jetzt an alle französischen Erzeugnisse, Dienstleistungen und Veranstaltungen boykottieren werde.

Durch die Arroganz, mit der Sie trotz aller internationalen Proteste Ihre Tests und Vorbereitungen zur weiteren atomaren Aufrüstung Ihres Landes weiterverfolgen, sind Sie zu einer Gefahr für alle Abrüstungsbestrebungen geworden. Ich lehne es aufs schärfste ab, von einer Regierung, der es so offensichtlich an politischem Augenmaß fehlt, mit atomaren Waffen „beschützt“ zu werden. Daher werde ich meinen privaten Boykott erst dann beenden, wenn Frankreich sich zur Abrüstung bereiterklärt und seine Atomwaffen unschädlich macht. Bürger Frankreichs, die sich als Leidtragende eines solchen Boykotts fühlen, mögen sich bitte ihrer demokratischen Rechte bedienen, um ihre Regierung zur Vernunft zu bringen.“

Mir ist natürlich klar, daß ich Chirac und Co. damit nicht groß beeindrucken kann. Aber irgend etwas mußte ich tun, um nicht vor Wut über den Starrsinn dieser Leute zu platzen. Marianne Sydow, Berlin

Bei Karstadt in Münster sind „Kulinarische Wochen“. Überall ist geflaggt, Papierfahnen, Wimpelchen sogar Kreppband in dieser klassischen Farbkombination. Welches Land war das noch mal?

Sonst sind die bei Karstadt doch immer so nett und schreiben drüber „Italienische Woche“, „Asien- Woche“, „Amerikanische Woche“ etc. – da weiß man wenigstens, wo man is(ß)t! Und jetzt sollen das „Kulinarische Wochen“ sein? Sind die mit einem Mal international geworden – hat es 'nen Blitzkrieg gegeben und wir haben ihn verschlafen? Fragen über Fragen...

Im Ernst: Der Frankreich-Boykott scheint doch so weit zu greifen, daß ein Großkonzern wie Karstadt für seine Nobel-Freß-Veranstaltung den Landesnamen als Reizwort erkennt und daher offensichtlich vermeidet. Wäre das nicht eine genauere Nachfrage/Recherche wert? Johannes Bellmann,

Eckhard Kluth, Münster