: Zur Hölle mit den Steuern
■ Die hinterzogenen Millionen der Steffi Graf
Curaçao, Amsterdam, Liechtenstein, Cayman-Inseln, Hohenasperg – verschlungen sind die Wege des „Plastiktüten-Bankiers“ (Süddeutsche Zeitung) Peter Graf. Da muß man ja alkoholkrank werden, bei den vielen Erste- Klasse-Flügen mit all dem Schampus. Und das ganze Volk von Steuerhinterziehern via Medienmacht immer hinterher, um genauestens zu erfahren, wie der raffinierte Tennisdaddy wo welche Mark gespart hat, wer ihn dabei deckte und wo die ganze Kohle eigentlich geblieben ist. Wurde sie vielleicht vom windigen Graf-„Berater“ Phil de Picciotto, der angeblich sogar bei Wohltätigkeitsveranstaltungen fett abkassierte, beiseite geschafft? Haben dessen Onkel Edgar und sein zwielichtiges Genfer Bankhaus die geldwaschenden Hände im Spiel? Hat Peter Graf die Millionen im heimischen Garten verbuddelt, oder wurden sie gar von Steffis Schäferhund gefressen? Oder von Mayer-Vorfelder? Ist Peter Graf am Ende unschuldig und schmachtet völlig zu Unrecht im tiefen Kerker? Wir wissen es nicht und wollen es auch nicht wissen. Geben wir zu, die ganze Sache ist langweiliger als ein Tennismatch zwischen Anke Huber und Lindsay Davenport.
Die Frage ist doch: Wollen wir berühmte Sportlerinnen und Sportler? Und wollen wir, daß sie schön nahe bei uns wohnen und des Landes Ruhm mehren? Na, bitte. Also müssen wir etwas dafür tun. Sonst ziehen sie nach Kitzbühel wie der Kaiser, nach Monaco wie der Schummeli, nach Salzburg wie der Stich oder gar nach Belgien wie etliche Fußballprofis des 1. FC Köln. Man stelle sich vor: Belgien – das Land, dessen Nationalmannschaft permanent gegen unsere verliert. Wohin so etwas führt, zeigt ein Blick auf die Bundesligatabelle der letzten Jahre.
Nun gut, da wäre Boris Becker, der freiwillig aus Monaco zurückkam. Aber der kann ja auch rechnen, oder wenigstens sein Anwalt. Wenn ich ein paar hundert Millionen verdiene, hat er gefragt, und 53 Prozent Steuern zahle, reicht es dann noch für Frühstücksbrötchen, einen Kleinwagen, ein paar Horrorvideos für den Kurzen und hin und wieder eine Kinokarte für Babs und mich. Ja, es reicht, sprach Meyer-Wölden. Sache geritzt! Ab nach München!
Aber soviel Weltklugheit besitzen nicht viele, also müssen wir etwas tun, damit nicht alsbald Franzi im Mittelmeer schwimmt, Maske für Venezuela boxt und Klinsi in Belgien kickt. Wir fordern: Steuerfreiheit für den 1. FC Köln und Deutschlands zehn populärste Sportler, gemeinsam nominiert von NOK und Schreinemakers live. Matti Lieske
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