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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenNur einer wußte es genau

Eigentlich war es aussichtslos für den Bremer Hochschullehrer Detlev Albers: am 28. Oktober steht die Neuwahl eines Bremer SPD-Landesvorsitzenden auf der Tagesordnung, und mit dem Richter Wolfgang Grotheer hat der Unterbezirk Ost der Bremer SPD einen Kandidaten nominiert, der seit langem ein Anhänger von Henning Scherf ist, wenn er auch nicht zum engeren Clan gehört.

Detlev Albers dagegen hat sich in den letzten Jahren mehrfach verbraucht in vergeblichen Bewerbungen für Posten, die es zu besetzen gab, zuletzt wollte er Bremer Europa-Abgeordneter werden.

Auf einer erweiterten Vorstandessitzung des Unterbezirks Bremen-West am 28.9. hat die kommissarische UB-Vorsitzende Barbara Klöpper erklärt, ihr sei nichts von einer eigenen Kandidur aus dem Bremer Westen gegen Grotheer bekannt, Albers saß dabei und rührte sich nicht. Die Ortsvereinsvorsitzenden saßen dabei und hörten es und verstanden: eine neuerliche Niederlage bei dem Versuch der politischen Karriere will sich der Professor, der seinen eigentlichen Beruf offenbar nicht mag, wohl ersparen. Als alter Intim-Gegner Scherfs den Landesparteitag hinter sich zu bekommen, das galt verständlicherweise als fast aussichtslos.

Drei Wochen sind vorbei, alles stimmt nicht mehr. Albers will doch. Warum? Die Strukturdebatte in der Bremer SPD hat ihn umgestimmt: Er hat in dem innerparteilichen Positionsgewirr eine Nische gefunden, die ihm Zustimmung der Genossen aus Bremen-Nord und auch aus Bremerhaven sichert. Und das ist eine Bank – wenn dazu nämlich noch Stimmen aus dem Regional-Interesse des Bremer Westens gegen den Bremer Osten kommen, dann könnte es – vierzig und sechsunddreißig und siebzehn und zwölf und drei – vielleicht doch reichen. So gewappnet kam Albers am Donnerstag Abend doch heraus mit seiner Kandidaturabsicht.

Einer hat es von Anfang an gewußt, daß Albers seine Schriftführer-Position im Landesvorstand zu wenig war: Andreas Lojewski, AfB. Warum der? Ganz einfach. Als Lojewski noch in der SPD und der Anführer der Stamokap-Fraktion im Ortsverein Neustadt war, da zog Detlev Albers um, aus dem Professoren-Viertel Schwachhausen ins Umfeld von Lojewski. Einziger Grund: Als Stamokap'ler konnte man nur in der Neustadt bei Lojewski was werden. Seitdem kennt Lojewski seinen Pappenheimer.

Rosi Roland

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