BASF-Chef wird oberster Chemieboß

■ Erneut Störfall bei BASF. Chemieunternehmen wollen Deregulierung. Öko-Institut fordert Sicherheitsprogramm

Berlin (rtr/dpa/taz) – So hatte sich Jürgen Strube seine Wahl zum obersten deutschen Chemiemanager sicher nicht vorgestellt. Nicht einmal 24 Stunden bevor der BASF-Chef in Baden-Baden zum neuen Vorsitzenden des Verbands der chemischen Industrie (VCI) gewählt wurde, gab es in seinem Unternehmen den vierten größeren Störfall in einer Woche. Im Ludwigshafener Stammwerk des Unternehmens mußte nach einem Störfall Rohgas abgefackelt werden – mit Feuerschein und einer weithin sichtbaren Rauchfahne. Eine Gefährdung der Nachbarschaft schloß BASF aus.

Der neue VCI-Chef sah sich wegen der Unfälle im eigenen Konzern und beim Frankfurter Chemieriesen Hoechst (Seite 7) sogleich auch mit der Forderung nach einer Verbesserung der Anlagensicherheit konfrontiert. Das Darmstädter Öko-Institut verlangte gestern ein „bundesweites Maßnahmenprogramm zur Verbesserung der Auslegung von Industrieanlagen gegen Fehlbedienungen“. Seit über 10 Jahren sei die Industrie durch die 12. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz verpflichtet, ihre Anlagen so auszulegen, daß Bedienungsfehler keine schlimmen Folgen haben könnten, sagte Roland Fendler vom Öko-Institut der taz. „Die Unternehmen drillen ihre Mitarbeiter schon. Aber die Unfälle zeigen, die Sicherheit der Industrieanlagen ist mitnichten ein abgehaktes Thema.“ Auch die Selbstkontrolle der Industrie, von der gerade die Chemieindustrie gerne rede, habe zumindest bei dem neuen Hoechst-Störfall „klar versagt“. Am Donnerstag hatte der scheidende VCI-Vorsitzende Gert Becker (Degussa) auf der Verbandstagung noch einmal vehement mehr Deregulierung gefordert. Viele Gesetze und Vorschriften behinderten sogar den Umweltschutz, so Becker. ten