Dasa im Weltraum gesunden

Deutschlands Einstieg in militärisches Satellitenprogramm soll Dasa sanieren helfen. 4,3 Miiliarden Mark für militärischen Großraumjet  ■ Aus Bonn Volker Weidermann

Die Sorge um die Luft- und Raumfahrtindustrie treibt deutsche Spitzenpolitiker um wie kaum ein zweites Thema. Immerhin sieben Ministerpräsidenten und vier Bundesminister haben gestern in Bonn mit den Dasa-Chefs und ihren Betriebsräten über die Zukunft der Daimler Benz Aerosopace (Dasa) debattiert.

Fazit: Dem Konzern soll geholfen werden, auch wenn gestern noch keine zusätzlichen Gelder versprochen werden sollten. Erstens: Deutschland will sich nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) an einem milliardenschweren Satellitenprojekt zur militärischen Aufklärung beteiligen. Darüber sollen Verhandlungen mit französischen und amerikanischen Firmen geführt werden.

Zur Diskussion steht hier vor allem ein Joint-venture mit dem französischen Luft- und Raumfahrtkonzern Aerospatiale, mit dem man ein Nachfolgemodell des französischen Militärsatelliten Helios IA produzieren will. „Es gibt einen klaren Verhandlungsauftrag Helios zu realisieren“, sagte Rexrodt gestern in Bonn. „Das Interesse der Bundesregierung an einem solchen Projekt ist klar.“ Für die anstehenden Verhandlungen stehen, nach Worten des Wirtschaftsministers, vorerst etwa eine Milliarde Mark von seiten der Bundesregierung zur Verfügung.

Im Juli war der Helios IA ins All befördert worden. An Entwicklung und Bau des rund 2,9 Milliarden Mark teuren Satelliten, der Bilder mit einer Auflösung von nur einem Meter liefern wird, waren Italien und Spanien mit zusammen 21 Prozent beteiligt gewesen. Für Helios II und Horus hofft Frankreich, nicht nur deutsche Spitzentechnik auf dem Gebiet der Radarsensorik einzusetzen, sondern auch Bonner Finanzmittel zu erhalten.

Zweitens: Auch Volker Rühe hinterließ bei der Dasa-Konzernspitze einen guten Eindruck: „Wir brauchen den Eurofighter!“ so das deutliche Ministerwort.

„Wir brauchen den Eurofighter!“ ...

... selbst wenn die endgültige Zusage über Bau- oder Nichtbau des umstrittenen Kampfflugzeuges erst im Sommer 96 fällt.

Drittens: Andere Entscheidungen sind schon endgültig getroffen worden. So steht fest, daß der Hubschrauber „Tiger“ im Jahr 2001 zur Verfügung stehen wird, der NH 90 spätestens 2003, und für den Nachfolger der Transall-Maschinen, das Future-Large-Aircraft, stehen bis zum Jahr 2009 immerhin 4,3 Milliarden Mark zur Verfügung. Die staatliche Unterstützung für die Forschung der Luftfahrtunternehmen, für die bis 1998 rund 600 Millionen Mark an Bundesmitteln eingeplant sind, soll danach weitergehen.

Besonders zufrieden zeigte sich der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) nach den Verhandlungen, daß es in Fragen der militärischen Produktion „keinen öffentlichen Aufschrei mehr gibt, wie noch vor zwei Jahren“. Da fände sich heute niemand mehr, der da noch herummäkele. „Na ja. Fast niemand“, sagt Gerhard Schröder.