■ Dortmund gegen Werder
: Der Einzige und der siebte

In unserer Serie prominenter Gast-Kolumnisten berichtet heute Buten&Binnen-Moderator Andreas Hoetzel über das Werder-Spiel gegen Dortmund.

Ein einziger Buchstabe könnte des Rätsels Lösung sein. „Numero siete“, kündigte Stadionsprecher Christian Günther bei der Mannschaftsaufstellung am Samstag den Herrn Basler an. „Numero siete Mario ...“ und das Volk im ostkurvengeöffneten Rund brüllte heiter „...Baaasler.“ Auch in der Wiederholung war es deutlich zu vernehmen: „Numero siete.“

Christian Günther ist weitgereist und welterfahren. Ein sicherer Wandler zwischen den Sprachen. Kein Irrtum möglich, ein spitzbübischer Fingerzeig, wie die Geschichte, die seit einer Woche die Fußballwelt bewegt (Mario will weg, Werder will ihm nicht im Weg sein wenn die Kohle stimmt, aber kein italienischer Verein meldet sich - da stimmt doch was nicht), wie also diese Geschichte ganz anders zu deuten ist.

Dortmund gegen Bremen. Der Meister gegen seinen Vize.

Und wirklich, sie spielten so. Ganz klasse Begegnung. Vier Tore. Zwei Mannschaften, die von der ersten bis zur letzten Minute so offensiv spielten, als könnten sie gar nicht anders. Das Beste, was bislang in dieser Saison im Weserstadion zu sehen war. Auch wenn die Tugenden ganz unterschiedlich verteilt waren. Dem Herrn Wontorra ist da beizupflichten: „Dortmund spielte mit Ideen und Technik, Bremen mit Kampf und Basler.“ Der zeigte, daß der Unterschied zwischen Mittelmaß und Bundesligaspitze auf seinen Namen hört.

Und obwohl die Fußballfreaks das ja wissen und seinen Weggang fürchten müssen, ließen sie ihn am Samstag hochleben. Die Souveränität im Trennungsschmerz, die zählt wohl ganz sicher zu den großen Talenten der bremischen Fußballfans. Ob bei „Ruuudi“ oder Kalle oder Andreas Herzog, im Moment des Abschieds fiel nie ein böses Wort. Die Trauer wird nicht mit Aggression kaschiert. Und selbst Otto Rehhagel mußte ja erleben, wie das Volk feierte, als er endlich ging.

Also, Mario Basler war richtig gut am Samstag, auch wenn er den klassischen Rechtsaußen mimte, aufreizend lässig, gelegentlich gelangweilt, aber eben wieder mal der Einzige, der in der Lage war, Dinge zu tun, die die Dortmunder nicht vorhersahen.

Wie die anderen waren? Also, Mirko Votava wird nach diesem glänzenden Auftritt in die Ü 38, die Weltauswahl für über 38jährige berufen, Bestschastnych bekommt Bildungsurlaub für den „Grundkurs Ballannahme“ und dem Frank Neubarth, dem müßte mal jemand sagen, daß in protestantischen Kernlanden wie Bremen noch immer der Glaubenssatz gilt: „Man soll immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Schön ist es mit ihm schon lange nicht mehr. Michael Schulz (kernig, kantig, kompromißlos) und Baiano (lieber riskant zaubern als langweilig abspielen) sorgten als Manndecker dafür, daß die Stürmer Tanko und Herrlich keine Schnitte kriegten und vorzeitig in die Kabine durften. Die Viererkette gabs nicht, auch nicht vorne, wie Herr de Mos hinterher weismachen wollte.

Am Ende waren's alle zufrieden, Werder belegt einen ordentlichen Tabellenplatz und ist fast so gut wie Hansa Rostock. Beim nächsten Heimspiel sollten Sie übrigens auf den Stadionsprecher achten, wenn er Herrn Basler ankündigt, wird er „numero siete“ sagen. Das heißt „Nummer sieben“ - auf Spanisch.

Andreas Hoetzel