Wirklich Konversion gefördert?

■ Die technische Rüstungs-Konversion ist gut, das Controlling des Wirtschaftsressorts schlecht, sagt ein Hamburger Gutachten

Rüstungskonversion beginnt in den Köpfen und nicht bei den Produkten. Diesen Leitsatz haben die Bremer Rüstungsfirmen längst nicht verwirklicht. Zu diesem Schluß kommt ein Gutachten zur Bremischen Konversionsförderung der Hamburger Gesellschaft für Projektmanagement (GfP).

Nur in einem einzigen der zehn bremischen Unternehmen, die in erster Linie die hiesige Wehrtechnik vertreten, „wurde die Unternehmensorganisation, mit dem Schwerpunkt auf zivile Märkte, neu ausgerichtet“. Die Forschungs und Entwicklungs-Projekte seien bei allen wehrtechnischen Unternehmen innerhalb der bestehenden Organisationsstruktur erfolgt.

Rund 17,2 Millionen Mark haben Europäische Union und das Land Bremen seit 1992 in Bremer Rüstungsfirmen gepumpt, damit diese friedliche Produkte entwickeln. Es seien jedoch „vorrangig technische Produktkonzeptionen“ gefördert worden. Das habe zwar durchaus Erfolg gehabt, doch seien weder Marktstudien erstellt noch Markteinführungsstrategien und keine „weiteren Phasen der Produktentwicklung bis zur Einführung (Prototypentwicklung, Serienreife, Markteinführung“ erarbeitet worden. „Ein unternehmerisches Konversionskonzept war nicht ersichtlich“, schreiben die Gutachter.

Die Unternehmensprüfer halten den Firmen immerhin zu Gute, daß so ein Konzept innerhalb des Förderprogramms „Perifra“ auch nicht gefordert wurde. Mit Perifra hatten EU und Bremen zu gleichen Teilen knapp 3,5 Millionen Mark an ausgewählte Bremer Firmen wie Deutsche System-Technik (DST) oder die Systemtechnik Nord (STN) vergeben. Die gut ausgebildeten TechnikerInnen und IngenieurInnen entwickelten mit dem Geld Anlagen zur Papiersortierung und dem Autowertstoffrecycling und ein tragbares Satelliten-Telephon. Doch eben nur die ForscherInnen und Entwicklerinnen in den Firmen waren mit der Konversion beauftragt. Kein Vorstand, keine Abteilung habe sich organisatorisch ernsthaft mit der Umwandlung ihrer Kriegstechnik in Marzipankartoffeln bemüht.

Die GfP empfiehlt daher, daß „kleine, marktnah operierende Unternehmen gefördert werden“. Sonst könne die betriebliche Konversion nicht gesichert werden. Diese kleinen Unternehmen können dabei durchaus aus größeren Unternehmen hervorgehen. „Unternehmen dokumentieren mit so einem –spin-off' auch in deutlicher Weise die Ernsthaftigkeit ihres Vorgehens“. Unternehmen könnten auch ein Vorstand-nahes Profitcenter „Rüstungskonversion“ einrichten. Innerhalb- und außerhalb des Betriebes könne so dokumentiert werden, daß es der Unternehmensführung ernst ist.

Aber nicht nur die Bremer Rüstungsschmieden wie Atlas-Elektronik und Vulkan-Verbund, Lürssen-Werft und Dasa bekommen im Konversionsgutachten einen Rüffel. Dem zuständigen Ressort Wirtschaft, Mittelstand und Technologie werfen die Gutachter vor, langsam zu arbeiten und leger mit dem Geld umzugehen. So seien die 1,5 Mitarbeiter im Ressort zwar einerseits mit den Förderanträgen überfordert, andererseits dauere es zu lange, bis sie sich endlich entschieden haben. Das Land Bremen solle daher seinen MitarbeiterInnen Beine machen: Es soll festschreiben, wie lange maximal an einem Antrag gearbeitet werden darf. Zur mangelnden Organisation im Wirtschaftsressort kommt zudem die mangelhafte Kontrolle der mit Steuergeldern geförderten Unternehmen. Bei Projekten über 300.000 Mark müsse dringend ein Projektcontrolling eingeführt werden. Dadurch lerne nicht nur das Ressort die subventionierten Produkte besser kennen, sondern auch deren Marktchancen und Risiken. Und: „Die Gefahr von Mitnahme-Effekten – gerade bei größeren Förderbeiträgen mit der häufigen Undurchsichtigkeit der Tätigkeit in den Unternehmen – wird dadurch erheblich reduziert.“ ufo