Bahnhof Papestraße: Bahn plant einsam

■ Die Bahn AG will beim IC-Bahnhof Papestraße auf Bauwettbewerb verzichten. Möglicherweise Direktauftrag an Frankfurter Architekturbüro. Bezirkamt Schöneberg findet das "undemokratisch"

Die Deutsche Bahn AG will aller Voraussicht nach die Planung für den neuen IC-Bahnhof Papestraße ohne Bauwettbewerb durchziehen. „Es ist unwahrscheinlich, daß das Bahnhofsgebäude durch einen Architekturwettbewerb ermittelt wird“, sagte Irene Liebau, Sprecherin der Bahn AG. Den Eisenbahnern liege bereits eine Machbarkeitsstudie zur Wirtschaftlichkeit des Bahnhof Papestraße sowie der Entwurf des Frankfurter Architekturbüros JSK Perkins & Will vor. Beide würden „derzeit geprüft“. Liebau wollte nicht auschließen, daß die Frankfurter Planer auch den Auftrag erhalten könnten.

Nach dem Lehrter Zentralbahnhof, der per Direktauftrag an das Hamburger Team von Gerkan, Marg und Partner ging, wäre dies das zweite Großprojekt in der Stadt, das die Bahn ohne Ausschreibung vergibt. Ein „gängiges Wettbewerbsverfahren“, so die Sprecherin, würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Der anvisierte Termin zur Fertigstellung des Bahnhofs im Jahr 2002 könne nicht eingehalten werden. Zudem beruhten die Studien von JSK Perkins & Will auf dem städtebaulichen Konzept, das 1994 vom Bezirk Schöneberg sowie dem Senat festgelegt worden sei.

Schönebergs Bürgermeister Dirk Saager (SPD) und die Baustadträtin des Bezirks, Sabine Ritter (Bündnis 90/Die Grünen), kritisierten das eigenmächtige Vorgehen der Bahn als „undemokratisch“. Die Eisenbahner hätten es bis dato versäumt, bei dem größten Bauvorhaben des Bezirks diesen zu beteiligen, bemängelte Saager. Es bliebe genügend Zeit, den Bau durch ein „kooperatives Wettbewerbsverfahren“ zu ermitteln, so Ritter. Auch Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer sprach sich noch 1994 für eine solche Lösung aus.

Außerdem habe sich die JSK- Studie von den städtebaulichen Vorgaben weit entfernt, sagte Ritter. Statt die Verbindung mitten durch den Bahnhof zwischen den Bezirken Schöneberg und Tempelhof zu berücksichtigen, sei diese gekappt worden. Der grüne Vorplatz „ist auch so gut wie weg“. Besonders monierten die Bezirkspolitiker aber die beiden Parkhäuser für 3.000 Stellplätze, die den Bahnhof geradezu einschlössen.

Liebau hält die Bezirks-Kritik für überzogen. Ziel sei es gerade, die JSK-Planung bezüglich der städtebaulichen Vorgaben „und wegen der Parkhäuser“ zu überprüfen. Die Bahn werde sich mit dem Bezirk verständigen. Wann, das sein wird, sagte sie nicht. rola