Die Pommes-Portionen werden immer kleiner - und keiner tut was dagegen

Warum tut eigentlich niemand etwas dagegen, daß Pommesportionen immer kleiner werden? Für alles Mögliche und Unmögliche gibt es EU-Richtlinien. Da werden krumme Gurken, kleine Äpfel und parfümiertes Bier vom Weltmarkt verbannt, Wein, Schnaps und Brot sind genauestens normiert. Nur für die Pommes will sich niemand zuständig fühlen.

Dabei ist es ein Skandal. Konnte noch vor einem Jahrzehnt ein normaler Mensch von einer Pommes Mayo satt werden, so muß er heute zwei plus Currywurst ordern, um auch nur in die Nähe eines Sättigungsgefühles zu gelangen. Ja, wie sieht denn das aus, da schämt man sich doch! Wer nicht in den Ruf kommen will, ein ungehemmter Vielfraß zu sein, läßt sich das für die Lieben einpacken.

Die Bude mit dem großen M hat dieses Problem dezent gelöst und bietet neben normalen Portionen auch „große Pommes“ an. Doch selbst bei der „großen“ kannst du die Kartoffelstäbchen fast an einer Hand abzählen. Qualitativ betrachtet vielleicht ein Glück, quantitativ gesehen reine Verarschung.

„Das ist lose Ware“, erklärt ein Mitarbeiter von der Lebensmittelüberwachung, und für die gibt es kein amtliches Mittel der Überprüfung“. Lose Ware werde nun mal nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft verkauft. Doch während die BudenbesitzerInnen die Anzahl der Pommes permanent gegen Null drücken, beweisen sie beim Fleisch Tradition: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat keins, könnte man sagen, denn die Wurst ist nicht kleiner geworden, sondern weist mit etwa 90 Gramm seit dunnemal dieselbe Größe auf. Warum das so ist, kann nicht einmal der Vertreter des Eichamtes klären. Jedenfalls gebe es gegen leichtere Würste aus „eichrechtlicher Sicht keine Bedenken“, und die „Industrie spritzt das Gemisch so in den Darm, wie der Kunde das wünscht.“ Pommes sind einfach, scheint es, zu jung für diese Welt. Es wird dauern, bis sie qua Tradition oder Gesetz zu einer anständigen Größe finden. Bis dahin also zweimal Mayo mit Curry! dah/Foto: M.arianne Menke