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: Nix Palu, Palu perdu!

Tatort – „Eine todsichere Falle“, So., 20.15 Uhr, ARD

Es fing konventionell an. Das ehebrecherische Böse kriegt als Charakterzeichnung einen schlechten Dialog („Liebst du mich?“ – „Hast du das nicht gespürt?“), und das Gute, in diesem Fall der Genußmensch Max Palu, kommt gleich mit ein paar Naturalien ins Bild und serviert seiner Tochter – „das ist meine Spezialität“ – einen Nachtisch, als wär's der Heilige Gral. Bis zu diesem Zeitpunkt war die kriminelle Welt des sonntäglichen Fernsehabends noch voll in Ordnung. Wir lehnten uns schon beruhigt zurück, denn Hauptkommissar Max Palu ist eigentlich eine so starke Figur, daß auch eine flaue Story ihm nicht viel anhaben kann. Doch das war leichtfertig gedacht – wir hatten übersehen, daß Hans-Christoph Blumenberg inszenierte.

Ex-Kritiker Blumenberg wollte schon immer Fassbinder sein, fiel mit seinen Kinofilmen mangels Publikum aber schlimm aufs Maul und darf jetzt leider für's Fernsehen drehen. Dieses Gnadenbrot ist ein hartes – für die Zuschauer. Blumenbergs Welt hat soviel Atmosphäre wie eine Tiefkühltruhe. Allüberall kalte Blautöne, hohe Mauern, Überwachungskameras, Computer und mittendrin einsame, gebrochene, vom Weltschmerz gebeutelte Menschlein. Kunstgewerbe eben. Die Geschichte ist zwar dünner als das Haupthaar des Kommissars, dafür aber hundsgemein kompliziert: Fabrikantengattin will ihren Mann loswerden. Dafür bumst sie ganz gezielt einen entlassenen Angestellten. Der bricht nachts in die Firma ein, um Daten zu klauen. Dort trifft er auf die Tochter des Kommissars, die einst den Nachtwächter bumste, jetzt aber Schluß machen möchte. Der Ex- Angestellte erschießt den Nachtwächter, woraufhin die Fabrikantengattin ihren Mann erschießt und es dem Ex-Angestellten in die Schuhe schiebt, der kurz darauf von der Polizei erschossen wird. Und Max Palu? Nix Palu, Palu perdu. Der radelnde Feinschmecker hat nicht das geringste zu tun im Trauerspiel, abgesehen davon, daß er irgendwann dann einen Hubschrauber besteigt und von dort über den Dingen flattert.

Was sonst noch von diesem „Tatort“ in Erinnerung bleibt? Die Erkenntnis, daß Barbara Rudnik nichts dazugelernt hat und daß man, wenn man schon ein paar französische Schauspieler engagiert, sich bei der Synchronisation un tout petit peu mehr Mühe geben könnte. Karl Winter