: Unangekündigte Ehe
■ Wegen Datenschutz soll das „Aufgebot“ beim Standesamt abgeschafft werden
Berlin (taz) – Wer nie geheiratet hat, versäumt einiges. Da gibt es zum Beispiel die bunte Post, die ins Haus flattert, kaum daß die Künftigen ihre Eheschließung beim Standesamt angemeldet haben. Die auflagenstärkste Zeitung vor Ort offeriert ein kostenloses Lock- Abo für die Dauer des ehelichen Honeymoons. Das größte Kaufhaus in der Stadt bietet eine „Geschenkliste“ für die Hochzeit an, weiterzureichen an die geladenen Gäste. Und dann noch die Angebote für Lebensversicherungen, Hochzeitsfotografien und Kurzreisen ... Vorbei, vorbei! Das „Aufgebot“ soll abgeschafft werden und damit auch die Werbepost.
Den Nichtverheirateten sei's erklärt: Das „Aufgebot“ ist der Aushang im Standesamt, in dem Namen und Wohnort der künftigen Eheleute der Öffentlichkeit verkündet werden. Sieben Tage muß das „Aufgebot“ hängen – um genug Zeit zu bieten jenen, die Ungesetzliches an der geplanten Eheschließung entdecken könnten. „Das kam aber in den vergangenen 50 Jahren so gut wie gar nicht mehr vor“, erklärt Klaus Ulrich Reckling, Vorsitzender des Fachverbandes der Standesbeamten Berlin. Statt dessen schleichen Werber aller Art regelmäßig durch die Gänge der Standesämter, den Notizblock in der Hand.
Bis zum kommenden Jahr solle nun das Ehegesetz „entrümpelt“ werden und damit auch die Verpflichtung zum Aushang des „Aufgebots“, erklärt Reckling. Die Standesbeamten seien schon seit langem gegen die Aushänge gewesen. „Aber es gab immer wieder Proteste aus den ländlichen Gemeinden.“ Jetzt kam Hilfe von außen für die Standesbeamten: „Die Bedenken des Datenschutzes waren ausschlaggebend.“ Barbara Dribbusch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen