Ein Krimi ist ein Krimi ist ein ...

■ "Der Rosenkavalier" - Sat.1 hat die neue Serie "Kriminaltango" kräftig vergeigt (21.15 Uhr)

Krimis gehen immer gut. Das freut die Programmacher, die auf anständige Quoten angewiesen sind. Krimis gehen am Ende immer gut aus. Das freut das Publikum, das abends beruhigt ins Bett gehen möchte. Und Krimis gehen letztlich immer gleich. Das ärgert die Dramaturgen, die natürlich auch einmal etwas ganz Besonderes abliefern wollen.

So etwas ganz Besonderes, nämlich einen „aufregend widersprüchlichen Klang im Reigen der Fernsehkrimis“, will uns Sat.1 heute mit der neuen Reihe „Kriminaltango“ offerieren. Nachdem man sich mit den Klassikern „Wolffs Revier“, „Kommissar Rex“ und „Schwarz greift ein“ als den Öffentlich-Rechtlichen handwerklich durchaus ebenbürtig profiliert hat, will man mit dem „Kriminaltango“ jetzt einmal mächtig aus der Reihe tanzen. Und tatsächlich läßt schon der Pilotfilm „Rosenkavalier“ keinen Fehler aus.

Zunächst geht es noch ganz klassisch los. Ein Telefon klingelt Kommissar Haller (Erich Hallhuber) in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, und weil der natürlich am Abend zuvor kräftig gezecht hat, muß er noch vor der ersten Leiche seinen Kater mit einem Weizenbier hinunterspülen. Am Tatort nascht er dann vorschriftswidrig die Pralinen von der Anrichte und kümmert sich auch sonst um so ziemlich alles (vor allem um sein Liebesleben), nur nicht um den Serienmörder, der es schon seit geraumer Zeit darauf angelegt hat, Münchens rothaarige Vollblutfrauen zu dezimieren. Das alles kennen wir von Horst Schimanski, auch daß Haller beim Hütchenspielen selbstverständlich gewinnt und sein Preisgeld noch während der Dienstzeit beim Buchmacher verwettet, nehmen wir so hin. Aber während „Schimi“ dann doch irgendwann die Fährte des Bösen aufnimmt, ist Bulle Haller auch eine Stunde später noch keinen Schritt weitergekommen. Derweil sich die Rothaarigen in der Leichenhalle bald stapeln, trägt der unordentliche Ordnungshüter lieber eine Privatfehde mit seiner neuen Staatsanwältin aus, die – man ahnt schon, wie die Sache ausgeht! – ebenfalls rothaarig und vollbusig ist, so daß sie am Ende für den bösen, mordlüsternen „Rosenkavalier“ den Lockvogel wird abgeben müssen.

Das alles ist besonders ärgerlich, weil uns statt der konventionellen Kriminalhandlung nur klischeehaftes Schmierentheater geboten wird. Es bleibt dabei: Krimis müssen doch immer gleich gehen, wenn sie gut gehen sollen. Ein Mord, ein Kommissar, viel Ermittlungsarbeit und ein unvorhersehbarer Showdown sind unverzichtbare Bestandteile dieses Genres. So wie man halt auch beim Tangotanzen eine gewisse Schrittfolge beachten muß. Klaudia Brunst