Tropenholzimporteure frohlocken

■ Regierung: Nur wo Holzfäller aktiv sind, bleibt Wald erhalten. Robin Wood: Indigene über Wald entscheiden lassen

Berlin (taz) – Die Bundesregierung hält die waldwirtschaftliche Nutzung der Tropenwälder für den geeigneten Weg, sie zu erhalten. Ein Boykott des Tropenholzes in Deutschland bewirke dagegen wenig, sagte Hagen Frost vom Bundeswirtschaftsministerium gestern vor der Wissenschaftspressekonferenz in Bonn. Jährlich würden 77 Millionen Kubikmeter Tropenholz exportiert. Deutschland kaufe davon nur zwei Prozent.

Damit liegt Hagen genau auf der Linie der Initiative Tropenwald, einer Organisation der Holzimporteure sowie der Gewerkschaft Holz und Kunststoff, die mit dem Motto „Schützen durch Nützen“ angetreten ist. Umweltgruppen kritisieren die Initiative vor allem deshalb, weil ihr Programm auf Großkonzessionäre zugeschnitten ist. Das sei nicht nur sozial, sondern auch ökologisch fatal, sagt Christoph Meyer von Robin Wood. In Malaysia beispielsweise hätten Leute mit einer auf wenige Jahre begrenzten Fällgenehmigung einen Großteil des Waldes zerstört, indem sie mit schweren Maschinen gearbeitet hätten. Was nach Ende ihrer Konzession geschieht, interessiere sie nicht.

Robin Wood tritt trotzdem nicht mehr für einen Totalboykott von Tropenholz ein. „Die Menschen vor Ort sollen allein das Recht haben zu entscheiden, ob sie die Wälder forstwirtschaftlich nutzen“, fordert Meyer. Verbunden mit einer Absatzgarantie zu einem guten Preis sei so die Wahrscheinlichkeit am größten, daß die Wälder entweder nachhaltig genutzt oder unberührt erhalten würden.

Wie aber soll man die Bretter aus Raubbau von denen aus nachhaltiger Nutzung unterscheiden? In Mexiko arbeitet zur Zeit ein Weltforstrat an einem Gütesiegel. VertreterInnen von Verbraucherverbänden, der Industrie, Umwelt- und Entwicklungshilfegruppen suchen nach Kriterien und wollen Ende des Jahres entscheiden, wer die Zertifikate ausstellen darf. Einen 20 Prozent höheren Absatz in Deutschland erwartet Frost, wenn es ein solches Siegel gibt. aje