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: Apollo 13

Um die Lobby der NASA bei der Verteilung von Finanzmitteln scheint es gegenwärtig nicht allzu gut zu stehen. Denn mit Apollo 13 kommt ein nur dürftig getarnter Propagandafilm in die Bewußtseinsräume. Gleich zu Anfang bringen uns ein paar Worte von John F. Kennedy auf Kurs:“Es ist gegenwärtig unsere wichtigste Aufgabe, auf den Mond zu fliegen.“ Was war mit Vietnam?

Und wer wäre besser geeignet als Tom Hanks, seiner patriotischen Geschichtsschreibung, die wahrscheinlich einmal auf CD-Rom die Schulbücher ersetzen wird, ein weiteres Kapitel hinzuzufügen? Nachdem er in Forrest Gump ein Hindernisrennen durch die amerikanische Geschichte absolvierte, geht es nun um den überschaubaren Zeitraum vom 20. Juli 1969, dem Tag der ersten Mondlandung, bis zur Landung von Apollo 13 ein knappes Jahr später. Die geschichtlich verbürgten Schwierigkeiten, und es sind beileibe nicht wenige bis zur Landung, sind das Thema von Apollo 13. Und in eben dieser Authentizität, der Detailversessenheit liegt das eigentliche Problem des Films. Warum soll man mit einer Crew mitfiebern, von der ein jeder aus dem Geschichtsbuch weiß, daß sie trotz der Explosion der Treibstofftanks unversehrt im Pazifik landen wird. Nicht daß ansonsten im Hollywood-Kino der Held frühzeitig aus dem Verkehr gezogen würde, aber Bauernopfer sind immerhin zu erwarten.

Erst ganz am Schluß stellt sich Spannung ein, wenn sich die drei unterkühlten, müden und ausgezehrten Astronauten beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre duch einen Feuerring fräsen. Nach drei Minuten müssen sie sich über Funk zurückmelden, wenn sie es denn überstanden haben. Und für einmal gelingt es Regisseur Ron Howard, durch geschickte Schnitte in die Gesichter der Ingenieure in Houston die Minuten stumm zu dehnen. Ansonsten erfährt man noch einiges über den Alltag von Astronauten – etwa wohin sie ihren Urin stopfen und wie sie einen Kotzbrocken unter Einwirkung der Schwerkraft einfangen. Vor allem wird ausführlich demonstriert, daß Astronauten bedingungslos der Bodenstation vertrauen, gleichsam als verlängerter Arm in mehr als 328 Tausend Kilometern Entfernung.

Dabei erweisen sich die NASA-Ingenieure als ausgefuchste Heimwerker, die der Crew mit Tennissocke und Kotztüte die Quadratur des Kreises beibringen, indem sie einen runden mit einem eckigen Luftfilter verbinden. Eine Szene mit Charme, die den Teamgeist auch oberhalb der Erdumlaufbahn beschwört. Eine Fährte, die die US-amerikanische Presse dann auch mit Wonne aufspürte und von einem Film faselte, der das spiegele was Amerika ausmache: Mut, Tapferkeit, Intelligenz und Leistung. Die Kino-Stunde der Patrioten! Um die amerikanische Moral muß es ähnlich schlecht wie um die Finanzen der NASA stehen, wenn so darum gebuhlt wird. Volker Marquardt