Hamburger Kino-Tips

Unter dem Titel Nosferatu – eine Symphonie des Grauens drehte Friedrich Murnau im Jahr 1922 seinen Stummfilm-Klassiker des deutschen Expressionismus wie Coppolla nach der Vorlage von Bram Stoker. Der Sekretär eines Maklers aus Wisborg reist nach Transylvanien, um mit dem Grafen Orloc über einen Hausverkauf zu verhandeln. Der Schloßherr aber denkt nur an die Blutzufuhr und bringt die Pest nach Wisborg. Erst als sich eine junge Maid selbstlos opfert, wird dem Treiben ein Ende bereitet. Originalgetreu wird der Streifen von Willy Sommerfeldt, dem zukünftigen Träger des Bundesfilmpreises, am Piano begleitet . So, 22. Oktober, Zeise, 11 Uhr

Glengarry Glen Ross ist der Name eines sumpfigen Terrains nahe den Everglades, das innert eines Tages verkauft werden soll. Diese Aufgabe wurde einer Gruppe von Maklern gestellt, die ansonsten ihren Job verlieren. Daß dieses Kammerspiel aus dem Jahr 1992 mehr als nur eine Parodie auf Immobilienhaie ist, wie der deutsche Titel Hanglage mit Meerblick nahelegt, dafür bürgt der Autor David Mamet. Unter seinen geschliffenen Dialogen kommen die Folgen der Reagan-Ideologie unter dem Druck der Rezession zum Vorschein. Doch wie bei den meisten Mamet-Verfilmungen kommt auch hier die filmische Adaption unter dem Gewicht des Themas ins Straucheln. Das gleicht Regisseur James Foley jedoch leicht mit seiner Besetzung aus: Al Pacino, Alec Baldwin, Alan Arkin und der ordentlich versaute Jack Lemmon sprechen eine deutliche Sprache. Abaton: So, 22. 10., 11 Uhr, sowie 23. und 24. 10., 17.45 Uhr

Die Lateinamerika-Filmtage gehen in die zweite Woche. Ab heute ist Das dritte Ufer des Flusses vom brasilianischen Regisseur Nelson Pereira dos Santos zu sehen. Der Film, den der Altmeister im letzten Jahr beendete, erzählt von den Hoffnungen des kleinen Mädchens Nhinhinha, daß ihre Vater doch noch auf der anderen, der dritten Seite des Flusses leben könnte. Jahre zuvor hatte dieser seine Familie mit unbestimmter Absicht verlassen. Dennoch reißen die Lebenszeichen von der anderen Seite des Flusses nicht ab. Am Samstag wird die taz hamburg-Autorin Silke Kirsch wie gewohnt sachkundig in das Werk von Pereira einführen. Am Freitag wird der Dokumentarfilm Gay Cuba zu sehen sein, der über eine Vielzahl von Interviews einen panoramatischen Überblick gibt über die (Un-) möglichkeit lesbich-schwulen Lebens seit der Revolution. Von dem famosen Spielfilm Erdbeer und Schokolade wurde das bisher unterdrückte Thema erstmals auch in die hiesige Öffentlichkeit gerückt. Beendet werden die Filmtage am Mittwoch mit Das Blut des Kondors, einem bolivianischen Spielfilm von 1969. Jorge Sanjinés zeigt darin im dokumentarischen Realismus die erbitterte Auseinandersetzung eines Indio-Dorfes mit der Staatspolizei. Filme siehe Kino-Programm!

Daß Johnny Depp unter den jungen Schauspielern der Spezialist für schräge Vögel, randständige oder schlichtweg durchgeschossene Kids ist hat er nicht erst in Don Juan deMarco bewiesen. Die Johnny-Depp Filmnacht im Docks zeigt ihn in Arizona Dream mit Faye Dunnaway beim Fliegen im selbsgebastelten Flugkörper. In dem unbekannteren Benny und Joon darf er dann als Solist dem Fliegen nahekommen. In der Tragikomödie von 1992 wird eine seit dem Unfalltod ihrer Eltern psychisch gestörte Frau durch die Liebe zu einem geisteskranken Fremden aus ihrer Isolation geführt. Auch wenn der Film von Jeremiah Checkik allzu sehr in seinen Gags schwelgt, zeigt sich Johnny Depp als würdiger Nachfolger von Buster Keaton – zu Tode betrübt und himmelhoch jauchzend. Donnerstag, den 19. Oktober, Docks, 20 Uhrvom