Firmen, Fonds und Fakten

■ Hilfe und Überblick beim Öko-Investment / Buchtip: „Grünes Geld“

„Informationen, die jeder hat, sind wertlos“ – eine alte Börsenweisheit, mit deren Umkehrung – es sei vorweggenommen – man das vorliegende Buch nur empfehlen kann: Je mehr Leute Bescheid wissen, desto geringer ist die Gefahr des Reinfalls. „Grünes Geld“, so der Titel, ist keine Hilfe bei Spekulationen in Greenbacks, sondern eine der noch seltenen Veröffentlichungen über Produkte und Projekte des Öko-Investments.

Keine Frage: Öko-Investment ist nicht nur zeitgemäß, sondern dringend erforderlich. Doch die Möglichkeit, Geld organisiert und institutionalisiert in ökologisch und ethisch verträgliche Projekte zu investieren, gibt es erst seit wenigen Jahren. Dabei gilt es nicht allein, der Chemie-, Atom- und Schwerindustrie das Geld zu verweigern, sondern um den Willen, genau die Werte zu unterstützen, die man vertreten will – und damit unter Umständen auch noch Rendite zu erzielen. Wer aber nach solchen Möglichkeiten sucht, steht zunächst etwas hilflos vor den Angeboten, ist tatsächlichen und vermeintlichen Beratern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Eine Informationslücke schließt das Buch „Grünes Geld“, das alle zwei Jahre aktualisiert werden soll. „Dieses Handbuch ist für verantwortungsvolle Anleger gedacht, die ihre Ersparnisse bewußt so investieren wollen, daß sie damit Umwelt und soziale Mitwelt nicht belasten, sondern nach Möglichkeiten fördern und verbessern helfen“, umreißen die Autoren im Vorwort ihre Zielgruppe. Max Deml aus Wien, Jörg Baumgarten aus Siegburg und Luc Bobikiewicz aus Freiburg sind anerkannte Finanzfachleute, deren Urteile mitunter zwar umstritten sein mögen, gleichwohl aber neue Richtungen weisen. Es ist nicht das Ziel der Autoren, Rezepte für ökologisch einwandfreie Geldanlagen zu liefern. Dazu sind die individuellen Bedürfnisse der Anleger zu verschieden und ist der Geldmarkt zu schnellebig. „Grünes Geld“ beschreibt nicht nur die Philosophie ökologischer Anlageformen, beläßt es auch nicht dabei, internationale Bank- und Direktbeteiligungen zu verallgemeinern, sondern nennt detailliert Firmen, Fonds und Fakten, die es potentiellen Anlegern – auch Anfängern – erleichtern, seriöse Geldanbieter von falschen Versprechungen zu unterscheiden. Neben einem Kompendium über die ethische und ökologische Geldanlage an sich, einem Blick in nahe und ferne Länder und die dortigen Gepflogenheiten folgen dann schon sehr konkrete und praktische Erklärungen der geldwirtschaftlichen Grundbegriffe, über Bankbeteiligungen, Anleihen und Wandelanleihen. Benannt werden Beteiligungsangebote und Aktiengesellschaften, Fonds und Mogelpackungen. Zu fast allen Anlageangeboten gibt es Kontaktadressen, und im Anhang werden steuerliche Aspekte behandelt. Ökoversicherungen, Immobilien und Stiftungen finden ebenso Beachtung wie internationale Organisationen. Ein Glossar gibt Erläuterungen für diejenigen, die sich bisher noch nicht näher mit Aktien und Börsennotierungen befaßt haben. Die einzige wirkliche Schwäche: Es fehlt ein Stichwortverzeichnis, mittels dessen Querverbindungen gezogen werden könnten und der Nutzen als wirkliches Handbuch erhöht würde.

Die Autoren sind kaum objektiv, wollten es sicherlich auch nicht sein. Aber ihre Meinungen und Begründungen – eine weitere Stärke des Buches – sind offen dargelegt und nachvollziehbar: Es werden Positionen bezogen und eingestreute Fakten plausibel gemacht. Ein Buch, das Profis als Nachschlagewerk zum Markt der ökologischen Möglichkeiten dienen kann. Anfängern legt es die Frage nahe, ob der bisherige Umgang eines jeden einzelnen mit seinem Geld tatsächlich die vertretenen Werte widerspiegelt.

„Achtzig Prozent der Umweltverschmutzung werden durch Blumen und Bäumen verursacht“ – mit diesen Worten wird Ronald Reagan ein Platz in den ewigen Jagdgründen der Zitatensammlungen zugesprochen. Weshalb werden wohl so viele Bäume soviel älter als Ronald Reagan? Und sterben dann doch. Andreas Lohse

Deml/Baumgarten/Bobikiewicz: „Grünes Geld. Jahrbuch für ethisch-ökologische Geldanlagen 1995/96“. Service Fachverlag Wien, ISBN 3-85428-288-5, 288 Seiten, 39 DM/280 öS