Stolz wie Karl-Heinz

■ Bei Mönchengladbachs 4:1 über AEK Athen wurden zumindest die Namen der Beteiligten korrekt ausgesprochen

Mönchengladbach (taz) – Die T-Shirts waren nicht zu übersehen. Vorne in überdimensionaler Größe das Datum „14. 10. 1995“, hinten die Chronik der kaum glaublichen Ereignisse: „0:1 Effenberg, 0:2 Eigentor, 1:2 Ehrentor“. Der Sieg bei den Bayern vom vergangenen Samstag, die Revanche für 30 Jahre unermüdlicher Demütigungen, hat die eh als altbierselige Feierprofis bekannten Gladbacher Anhänger noch freudvoller gestimmt. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung im Stadion vor dem Europacup-Kick gegen AEK Athen. Die Fans sangen den neuen Hit „30 Jahre sind vorbei“ nach der Melodie von „Darling Clementine“. Sie forderten Drygalsky – und der Präsident mit der Aura eines Sonnenstudiokönigs signierte, stolz wie Karl-Heinz, Trikots mit seinem Namenszug.

Außerhalb des Stadions ging's indes weniger locker zur Sache. Der nationalistische Mob, diese stete Plage europäischer Duelle, glänzte mit „Deutschland den Deutschen“- und „Mazedonien bleibt unser“-Parolen, und verzichtete auch nicht auf handgreifliche Auseinandersetzungen. So richtig beruhigen konnten sich die erhitzten Gemüter auch während der Partie nicht. Dabei hatte sich der Club vom Niederrhein für seine mit Transparenten wie „God save the Queen“ oder „AEK – One step before hell“ angereisten Gäste in besonderer Weise ins Zeug gelegt. Stadionsprecher Rolf Göttel hatte einen griechischen Assistenten zur Seite. Und Einpeitscher Carsten Cramer, der in Marktschreiermanier vor dem Anpfiff die Aufstellungen der Teams hinauszuposaunen pflegt, hatte sich den Abend zuvor extra noch in münsterschen Tavernen herumgetrieben, um sich die korrekte Aussprache der AEK-Kickernamen beibringen zu lassen.

Sein Kompagnon unterm Stadiondach hatte mit derartiger Fehlerfreiheit seine Probleme, aber auch weniger zu tun – er mußte nur drei Auswechslungen der Gäste und deren Ehrentor vermelden. Ansonsten durfte er sich an den altvertrauten Namen üben. An Pflipsen, dessen 2:0 den vor der Pause ebenbürtigen Gästen das Genick brach. An Wynhoff, dessen Distanzschuß vom unverschämten Glück des Tüchtigen kündete. Und vor allem an Dahlin, den von einer Journalisten-Jury zum „Spieler des Tages“ gekürten Doppeltorschützen, ohne dessen Klasse die anfangs konzeptlose Borussia die Partie wohl nicht mehr umgebogen hätte. Holger Jenrich

AEK Athen: Atmatsidis - Koutoulas - Kostenoglou, Vlachos - Borbokis (61. Saravakos), Maladenis, Sabanadzovic, Kassapis, Ketsbaia (76. Kopitsis) - Batista (68. Tsartas), Savevski

Zuschauer: 21.200, Tore: 1:0 Dahlin (51.), 2:0 Pflipsen (55.), 3:0 Wynhoff (67.), 3:1 Maladenis (79.), 4:1 Dahlin (94.)

Borussia Mönchengladbach: Kamps - Kastenmaier (76. Hoersen), Klinkert, Andersson, Neun (86. Huiberts) - Schneider - Wynhoff, Pflipsen, Frontzeck - Dahlin, Effenberg