Öllager explodieren in Colombo

■ Sri Lankas Regierung vermutet Sabotage-Anschlag der LTTE-Separatisten. Mindestens zwölf Menschen starben

Colombo (taz) – In der Nacht zum Freitag gingen im Norden der srilankischen Hauptstadt Colombo zwei große Erdöllager in Flammen auf. Die beiden Tanklager befinden sich in etwa einem Kilometer Entfernung zueinander, und die beinahe gleichzeitig beginnenden Brände weckten sogleich den Verdacht auf einen Sabotageakt. Die lodernden Flammen beleuchteten den Nachthimmel über Colombo, eine Kette von Explosionen weckte die Menschen aus ihrem Schlaf. Diese demonstrierten allerdings sogleich Überlebensstrategien: Bereits um drei Uhr früh stauten sich vor den Tankstellen die Autos, um einer – später eingeführten – Rationierung zuvorzukommen.

Über die Hauptstadt wurde am Morgen ein 24stündiges Ausgehverbot verhängt, um möglichen Ausschreitungen von Sinhalesen gegen die große tamilische Minderheit der Hauptstadt vorzubeugen. Das Verbot hielt allerdings die Bewohner der umliegenden Armenquartiere nicht davon ab, mit ihren rasch zusammengerafften Habseligkeiten aus der Gefahrenzone zu fliehen.

Die Verursacher der Explosionen werden bei den tamilischen Separatisten der LTTE vermutet. Nach Angaben des Polizeioffiziers Cecil Karyawasama näherte sich in einem der Tatorte zwei Stunden nach Ausbruch der Brände Männer in srilankischen Armeeuniformen aus der Richtung der brennenden Lagertanks. Sie eröffneten auf die beim Eingang postierten Armee- und Polizeipatrouillen sofort das Feuer. Vierzehn Polizisten wurden zum Teil aus kurzer Distanz niedergeschossen; einer der vermutlichen Attentäter zündete darauf eine Bombe an sich selber und wurde in Stücke gerissen, ein Zweiter wurde erschossen, während mehrere entkommen konnten. Auch im zweiten Tanklager warteten die Attentäter offenbar erst mehrere Stunden, um dann im Schutz der Nacht – und gestohlener Uniformen – zu verschwinden; auch dort soll es zu einem Feuergefecht gekommen sein, bei dem acht Menschen starben. Noch am späten Vormittag lagen Körperteile des Selbstmordtäters und eine weitere Leiche auf der Straße – unmittelbar neben einer überlebensgroßen Statue eines meditierenden Buddha. Diplomaten in der srilankischen Hauptstadt weisen darauf hin, daß die LTTE, wenn sie hinter dem Anschlag steckt, erstmals nicht Personen oder militärische Ziele, sondern die wirtschaftliche Infrastruktur des Landes angegriffen hat. Dies mag die Antwort auf die neue, von der Armee im Norden lancierte Offensive sein, welche sie in dieser Woche bis auf acht Kilometer vor die tamilische Hochburg Jaffna gebracht hat. Bernard Imhasly