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KommentarDornige Wege

■ Scherf allein reicht nicht

Berlin ist nicht Bremen, stimmt schon, nur: Bremer Lehren liegen doch auf der Hand. Die großstädtischen Sozialdemokratie verliert weiter ihre Bindungsfähigkeit. Das treibt sie mangels arithmetischer Alternativen in Große Koalitionen und damit in ein kaum lösbares Dilemma. Einerseits steht die Modernisierung der Partei gerade in den Großstädten seit Jahren auf der Tagesordnung, andererseits ist die Bräsigkeit satter parlamentarischer Mehrheiten gerade nicht dazu angetan, Innovationskräfte zu wecken. Wer soll denn die programmatische und politische Erneuerung personell tragen, neben und gegen den mächtigen Koalitionspartner und die zäheren Teile der eigenen Gefolgschaft? Der SPD wäre zu wünschen, daß sie genügend mutige Menschen findet, die sich auf den dornigen Weg machen wollen. Daß ein dorniger Weg nicht gerade motiviert, das läßt allerdings Zweifel am Gelingen der Operation aufkommen.

Und zweifeln kann man außerdem angesichts des aktuellen Bremer Lösungsmusters: Die Partei ist abgetaucht, öffentlich präsent ist nur einer, Henning Scherf. Als der vor kurzem die ersten hundert Tage der großen Koalition diskutierte, da sprach er viel von sich und seinem neuen Freund Nölle – nur die SPD, die kam bei ihm nicht vor. Das mag wohl bei der CDU und ihrem dicken Kanzler gehen (wie lange noch?), bei der SPD geht das auf Dauer nicht: Scherf alleine ist ein bissel wenig. Jochen Grabler

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